Da ist als Hauptbild eine ileißig und sauber gemalte Festmesse im Vereins-Rekon-
valeszentenheim vom Roten Kreuz-Künstlerhaus zur Schau gestellt.
Eine illustre Versammlung, dargestellt durch viele kleine Porträtfiguren - die sich
zu einer heiligen Handlung und einem gesellschaftlichen Ereignis einfanden; ein charitativer
Zweck und persönliche Aufgaben werden erfüllt i ohne daß dabei ein künstlerisches
Problem gestellt wird.
Ähnliches fühlt man zumeist bei Porträten unserer Zeit. Die künstlerische Aufgabe
tritt ganz vor anderen Verpflichtungen zurück, die hauptsächlich bestimmend bleiben.
Besser steht es zumeist um die Landschaft, um die Detail- und Milieuschilderung,
die dem Verkehr mit der Natur und dem intimeren Heim entsprangen.
Wir Enden da bekannte und beliebte Namen mit gefälligen Leistungen, die nicht über
das Maß des Gewohnten hinausragen, aber gut angeordnet in sorgfältiger Aufmachung den
Freunden und Gönnern zur Einsicht bereitgestellt werden.
Wenn eine jüngere Kraft mit höheren Forderungen an sich selbst auftritt, so fällt sie
angenehm auf und zugleich aus dem Rahmen des Ganzen. Auch solche Fälle sind da, aber
gerade die Jüngeren, die Wagenden, sind ja zumeist mit rauherer Arbeit beschäftigt. Sie
werden erst wieder mit Pinsel und Stift zu ringen haben, bis die Feuerwaffen schweigen.
Indessen spiegelt sich die Stimmung der Vergangenheit in friedlicher Arbeit und
täuscht über kurze Augenblicke hinweg. '
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie
MODEAUSSTELLUNG 1915116 IM K. K. ÖSTERREICHISCHEN
MUSEUM. Zur Unterstützung und künstlerischen Vertiefung jener Bestrebungen,
die auf die Schaffung einer von den Einflüssen des Auslandes unabhängigen Mode abzielen,
wird im k. k. Österreichischen Museum durch einen Ausschuß, an dessen Spitze Handels-
kammerrat kaiserlicher Rat Tilgner steht, eine Modeausstellung veranstaltet. Die Eröffnung
dieser Ausstellung, mit deren künstlerischer Leitung Regierungsrat Professor Josef Hoff-
mann betraut ist, soll in der nächsten Woche stattfinden. Die Ausstellung wird in mehrere
Abteilungen gegliedert sein. Bis Mitte Jänner werden Stoffe, Zubehörartikel, Spitzen,
Stickereien, Posamenterie und deren Verwendungsmöglichkeiten, auch Hüte und Kleider,
sowie Entwürfe zu Kleidern, ferner Schmucksachen und, soweit der Raum es gestattet,
auch andere kunstgewerbliche Gegenstände, die zu dem modischen Bedarf der Frau in
Beziehung stehen und von ihr getragen oder benützt werden, zur Ausstellung gelangen.
In dieser Materialschau wird der künstlerische Charakter der Wiener Modebewegung
besonders zur Geltung kommen.
Der zweite Abschnitt der Ausstellung wird Vorführungen neuer Modelle von Frauen-
kleidern auf einer im Museum geschaffenen Bühne bringen. Diese Vorführungen werden
in den Nachmittagsstunden zugunsten der Kriegsfürsorge stattfinden; im übrigen wird der
Zutritt zur Ausstellung frei sein. Der Säulenhof des Museums (1., Stubenring 5), in dem
auch die Modebühne aufgeschlagen werden wird, ist zu diesem Zwecke besonders aus-
gestaltet worden. Im Rahmen dieses Teiles der Veranstaltung wird auch die Gesellschaft
rn. b. H. „Die Herrenwelt" Gelegenheit haben, ihre Schöpfungen verbunden mit einer
Materialschau auszustellen.
Dieses Bild der Gegenwart soll aber auch einen historischen Hintergrund erhalten.
Das k. k. Österreichische Museum verfügt über reiche Schätze an Kostümen und Kostüm-
teilen wie an Stoffen, Bändern, Borten, Stickereien, Spitzen, Posamenterien, Perlarbeiten
aus vergangenen Zeiten; erst vor kurzem wurden höchst wichtige umfassende Erwerbungen
aus der Zeit des Kaisers Franz gemacht, die noch nicht öffentlich gezeigt worden sind. Und