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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 11 und 12)

Übereinstimmung des Kopfes Gottvaters mit jenem im Kreuzgange von 
St. Peter und am Altar des Betchors der Franziskaner, auf die Überein- 
stimmung der Gewandbehandlung mit den urkundlich gesicherten Werken 
Waldburgers zu verweisen, wäre ein Supertiuum. Die Autorschaft Hans 
Waldburgers am Mondseer Choraltar ist unbestreitbar. Der Altar ist im 
allgemeinen glänzend erhalten, er ist das einzige unversehrt auf uns ge- 
kommene Altarwerk des Salzburger Meisters. 1873 wurde der Altar aller- 
dings neu, jedoch nicht unglücklich, gefaßt. Nur das ursprüngliche Altar- 
tabernakel erfuhr eine Änderung, indem die beiden oberen Reliquien- 
kästchen und das unterste Ziboriumskästchen hinzugefügt wurden, wodurch 
der Tabernakelbau in einer die Wirkung des Altars störenden Weise erhöht 
und verbreitert werden mußteÄDen ursprünglichen Bestand des Taber- 
nakels zeigt ein im Pfarrhof zu Mondsee befindliches, schon sehr schad- 
haftes Votivbild." Zwei Jahre nach Vollendung des Mondseer Altars, am 
26. August 1628, übertrug Äbtissin Eva Marie von Nonnberg dem viel- 
beschäftigten Meister die Verfertigung des neuen Choraltars für die Stifts- 
kirche" (Abb. 10, n). Die Vergebung der Maler- und Tischlerarbeiten war 
diesmal dem Meister allein überlassen. Er erhielt für den fertigen Altar 
1090 Gulden, wovon er 530 Gulden dem Maler und 160 Gulden dem Tischler 
bezahlen mußte._Der Altar wurde 1853 gegen den heutigen wundervollen 
gotischen Altar der Stiftskirche nach Scheffau bei Golling vertauscht, wo er 
allerdings nur in Bruchstücken seiner einstigen Herrlichkeit noch erhalten 
ist. In der Mitte des Altars ist heute die gotische Figur St. Zenos gestellt, ihm 
zu Füßen zwei Waldburgersche Engel. „Unser lieben Frauen bildnus, stehente 
mit ihrem Jesu Khündl", das einst in der Altarmitte stand, befindet sich heute 
im Küchenvorhaus in Nonnberg (Abb. m). Die „zween Hügent Engl, so die 
cron halten", fehlen. Desgleichen fehlen außer einer Anzahl von weiteren 
Engelskindern die Statuen St. Ruperts und St. Erentruds, welche in den 
Nischen zu Seiten der Mitteltafel standen; ihren Platz nehmen heute die 
Figuren Kaiser Heinrichs und St. Benedikts ein, welche ursprünglich auf 
dem heute leeren Hauptgebälk standen. Auch der Engel mit Früchten, der 
einst „in aller I-Ieche des altars" stand, fehlt. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß Waldburger damals der führende 
Meister in Salzburg war. Es wäre daher recht verwunderlich, wenn man 
den Meister bei den großen künstlerischen Aufträgen, welche der Salzburger 
Fürstenhof damals zu vergeben hatte, vollständig übergangen hätte. Schon 
Dr. Hans Tietze konnte in seiner Untersuchung über Salzburger Brunnenwi 
den Susannabrunnen im Mirabellgarten (Abb. 13) nach allgemeinen Stil- 
merkmalen glaubhaft unserem Meister zuweisen. Vor allem wird man aber 
des Meisters Namen bei den Arbeiten für den Salzburger Dom, die damals 
' Hierauf wurde ich von Seiner Hochwürden Pfarrer Johann Harn-Mondsee in liebenswürdiger Weise 
hingewiesen. 
"x Der Vertrag ist im Band VII, Seite XLV, der „Österreichischen Kunsttopographie" in extenso 
abgedruckt. 
"l" „Kunst und Kunsthandwerk", jahrgang XVII, 24901
	        
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