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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 6, 7 und 8)

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entsprechen. Zum Schlusse möchte ich bemerken, daß ich in diesem Auf- 
satz nur einige persönliche Eindrücke von Berlages Schaffen gegeben habe. 
Es treten im stetigen Entwicklungsgang der Kunst wechselnde Begriffe in 
den Vordergrund und es kommen zeitliche Faktoren in Betracht, wodurch 
eine objektive Wertschätzung seiner Werke natürlich der Zukunft über- 
lassen werden muß. 
Die Persönlichkeit Berlages und seine Bedeutung für die Entwicklung 
der modernen holländischen Baukunst ist jedoch von den Zeitgenossen, die 
seinen Kampf zum Teil mitgemacht haben, richtiger zu beurteilen als von der 
Nachwelt, die die Schwierigkeiten, welche zu überwinden waren, weniger 
beachtet und im allgemeinen dem Streben gleichgültiger gegenübersteht als 
den Resultaten. I ' 
Ich betone hier deswegen nochmals mit großer Ehrfurcht die ungeheure 
Energie, Anstrengung und Ausdauer Berlages, welche die holländische Bau- 
kunst aus einer toten Überlieferung wieder zum künstlerischen Abglanz des 
sozialen Lebens der Zeit gemacht hat; und füge den Wunsch bei, daß seine 
Schöpferkraft noch lange zugunsten der Baukunst angewendet werden 
moge. ' 
DER BILDHAUER THOMAS SCHWANTHALER 
UND SEINE ZEIT 50 VON RUDOLF GUBY- 
WIEN St. 
IE Renaissanceperiode der volkstümlichen deutschen 
Plastik, als deren typischen Vertreter einen ich in 
diesen Blättern vor kurzem den Salzburger Bild- 
schnitzer Hans Waldburger publizierte," hatte in 
den ersten Jahrzehnten des XVII. Jahrhunderts 
ihren Höhe- und zugleich Kulminationspunkt 
erreicht. In einer unmittelbar aus der deutschen 
Spätgotik herauswachsenden Entwicklung hatten 
die deutschen Künstler den menschlichen Körper 
in seiner natürlichen Gegenständlichkeit erfaßt; sie 
. hatten gelernt, wie jedes Glied zu bilden, wie es zu 
bewegen ist, sie kannten den natürlichen Faltenfall des Gewandes. In dieser 
hundertjährigen Entwicklungsperiode suchte nun auch der deutsche Plastiker 
für seine neuen Figuren, die im Gegensatz zu den gotischen erdenschwer 
und fest am Boden standen, eine neue Rahmung. Der gotische Schrein, der 
 
"k „Kunst und Kunsthandwerk". 1913, H95! l 1x12, Seite 373 bis 394. NachErscheinen desAufsatzea stellte ich 
noch eine im Besitze des Professors Brentano in Schönhühel befindliche Dreifaltigkeitsgruppe (abgebildet „Öster- 
reichische Kunsttopographie", 111, Fig. 445) als Werk Wsldburgers fest. Außerdem konnte Herr Direktor Dr. Martin 
Haberditzl an Hand der in dem zitierten Aufsatz publizierten gesicherten Werke des Meisten eine iiberlebens- 
große Figur Mariens aus einer Verkündigungsgruppe, die sich irn Besitze der Österreichischen Staatsgalerie 
befindet, als Waldburgersche Arbeit bester Qualität bestimmen.
	        
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