nannte deutsche Renais-
sance hatte ja die Entwick-
lung der großen freiplasti-
schen Gruppendarstellung
ausgebildet, wir brauchen
uns nur etwa an die mäch-
tigen Mittelgruppen der Al-
täre der Ulrichskirche in
Augsburg oder an den
uns schon wohlbekannten
Mondseer Altar zu erinnern.
Aber in solchen Darstel-
lungen wie in Augsburg
und Mondsee schufen die
Künstler doch nur wohlstu-
dierte menschliche Figuren,
die in der Rolle von Heiligen
aufzutreten hatten. Das
Packende lag in der Präch-
tigkeit, in der ebenmäßigen
Schönheit ihrer Erschei-
nung. In dem Mittelfeld des
Floriani-Altars ist aber nicht
mehr die Figur und Hand-
lung des Heiligen an sich
der Gegenstand derDal-Stel- Abb 1x Schalchen Oberösterreich jakobslriirche Die Enthau tun
lungv Sondern das Wunder" i i der heiligen BzIliara(Detail) i p g
bare. Der Pulverturm der
Stadt brennt, die Stadt steht wenige Minuten vor der Zerstörung und da
bricht der Heilige mit Wucht förmlich aus dem Bildgrunde hervor, er
sprengt in der elementaren Urplötzlichkeit seiner Erscheinung den Rah-
men der Bildnische, das Gewand flattert vom Sturm gepeitscht, als hätte
ein Orkan eben den wundertätigen Feuerpatron auf Wolken zur Rettung
herangetragen (Abb. 7). Auch die übrigen Heiligenfiguren des Altars
zeigen dieses Streben des Künstlers, das Ungewöhnliche der Erscheinung
zu betonen. Besonders St. Joachim, der Schutzengel und die Bischofsfigur
(Abb. 6 und 8) sind in dieser Beziehung sehr gute plastische Leistungen,
während die Figur St. Josefs in Haltung und Gewandbehandlung weniger
befriedigt. Das Übermenschliche, Übermaterielle in der Erscheinung dieser
Figuren wird, wie es in der allgemeinen Kunstentwicklung dieser Periode lag,
durch gesteigerte Bewegung ausgedrückt. Die Figur St. Joachims repräsen-
tiert am besten die Entwicklung (Abb. 8). Sie ist in einem leichten Kontra-
post komponiert, die Geste ist bombastisch posiert, das Gewand, das in
schweren Faltenziigen fällt, ist" reich bewegt, der Gewandsaum kräuselt