Abb. 17. St. Wolfgang am Abersee, Pfarrkirche,
Doppelaltar (Detail)
Energisch sind seine Züge, fest sein
Blick. In der einen mageren, stark
geäderten Hand hält er die Bulle, in
der die Rechte des Stiftes verbrieft
sind, die andere Hand Weist gegen
die Brust; aus der Geste spricht ein
kraftvolles Ich. Zu der energischen Er-
scheinung passen die harten, scharfen
Falten in ihrem geraden, eckigen Ver-
lauf. An dieser Stelle muß auch der
zweite Grabstein besprochen werden,
den Schwanthaler 1685 für Propst
Anton Ernst von Reichersberg schuf
(Abb. I4), denn der Stein hängt kom-
positionell enge mit dem ersten zu-
sammen und beide können in ihrer
trefflichen Charakterisierungskunst nur
bei einer Gegenüberstellung verstan-
den werden. Propst Anton war im
Leben ein Mann voll Frömmigkeit,
dessen Wirken sich ganz auf reli-
giöses Gebiet erstreckte. In einer sanft-
mütigen, leidenschaftslosen Haltung
läßt ihn der Künstler sich gegen ein
Tischchen lehnen. Sein Blick träumt
in überirdischen Regionen. Weich und
voll ist das Gesicht, weich die polstrige
Hand, die das Gebetbuch hält. Die
Falten verschwimmen in Reiiex-
lichtern und gleiten in sanften, leich-
ten Bogenlinien ab. Die Grabsteine
zeigen Schwanthaler als einen Künst-
ler von hohem Können; sie sind ein
Schulbeispiel für die Funktion des
barocken Faltenstils als Charakterisie-
rungsmittel.
Das Jahr 1675 brachte dem Meister den Auftrag zu dem bedeutendsten
Werke seines Lebens, dem herrlichen Doppelaltar in der Kirche zu St. Wolf-
garig am Abersee (Abb. I5 bis xg). Der Direktor des oberösterreichischen
Landesarchivs in Linz, Dr. J. Zibermayr, entdeckte im oberösterreichischen
Landesarchiv den wichtigen Vertrag und überließ mir denselben zur erst-
maligen Veröffentlichung. Der Vertrag lautet: „Wir Coelestinus Von Gottes
Genaden Abbte zu Monnsee ect. Bekhennen hiemit, dass heindt zu Endt-
gesetzten dato Wür mit Maister Thoma Schwantaller Bürger und Bilthauer