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für den deutschen Schnitzer
die Schule der deutschen
Renaissance, der Periode
des künstlerischen Erfas-
sens des menschlichen Kör-
pers. Daher erscheinen auch
Schwanthalers Figuren le-
benswahrer, warmblütiger,
dramatisch schlagkräftigen
daher erscheint ihr Gewand
stofflicher, sinnlicher als
jenes der zum Vergleich
herangezogenen spätest-
gotischen Figuren. Ein
Künstler voll Individualität
wie Schwanthaler hat in der
Kunst seiner Heimat eine
Anregung empfangen, er
hat sie verwertet, weil sie
dasjenige ausdrückte, wo-
nach er selbst rang, er hat
sie in sich verarbeitet nach
dem Geiste seiner Zeit und
nach seinem eigenen künst-
lerischen Empfinden.
Mit der Herausarbei-
tung dieser Feststellung, die
_ falls Sie als richtig an- Abb. 1a. Gmunden, Stadtpfarrkirche, Hochaltar (Detail)
erkannt wird - geeignet
wäre, unsere bisherigen Ansichten über die Entwicklungsgeschichte der
heimatlichen Plastik der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts und damit
auch unsere Meinung über die Grundlagen der Blüteperiode süddeutscher
Plastik im XVIII. Jahrhundert gründlich zu ändern, ist der wesentliche
Zweck dieses Aufsatzes erfüllt. Es obliegt mir nur mehr, die Lebens-
geschichte des Meisters abzuschließen.
In die Jahre 1675 und 1676 fallen neben den umfangreichen Arbeiten
für den Doppelaltar in St. Wolfgang auch die Herstellung des St. Benedikt-
Altars und des Heiligen Sippe-Altars in Maria Plain. Ersteren (Abb. 25)
spendete das Stift Kremsmiinster; Schwanthaler erhielt am 12. Jänner 1676
für die gelieferte Bildhauerarbeit zu diesem Altar 250 Guldenß" „Wegen
des Verferttigten Lambacherischen Altar auf dem Plain" (Abb. 26) erhielt
Schwanthaler am 12. Dezember 1676 „pactiertermassen Zwayhunder Fünffzig
gulden, fir die gsöln und Dischler drinkhgelt Zway gulden funtfzehn khreizer,
4' "Österreichische Kunsttopographie", X1 2, Seite 348 49 und 358559, Fig. 380.
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