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Mittel zu bezahlen. Glücklicherweise scheint es, daß Schwanthaler sich von
den Widrigkeiten des Alltags doch nie völlig unterkriegen ließ. In seinen
Prozessen verliert er nie die Fassung und wir freuen uns förmlich, wenn
sein knauseriger Mattighofener Schwager sich vor Gericht beklagt, daß
Schwanthaler die ihm geliehenen I5 Gulden am Lukastag, dem Festtage der
Bildhauer- und Malerzunft, mit seinen Leuten in Kuchen und Keller ver-
zehrt und zugebracht habe.
Mit seiner Kunst stand
Thomas Schwanthaler aller-
orts in hohen Ehren. Die
Prälaten des ganzen Landes
begehrten sie und wenn
Melnitzkys nicht auffmdbare
Quelle verläßlich warf" hat
der Meister sogar in die
kaiserliche Schatzkammer in
Wien Werke seiner Kunst
geliefert. Am 8. Juni 167g
erhielt er seinen eigenen
Wappenbrief. Dieser ist in
Passau von dem kaiserlichen
Pfalzgrafen Ferdinand Wil-
helm Metzger von Meggen-
burg ausgefertigt. Der Brief
enthält unter anderem fol-
gende interessante Stellen:
„Und ich dann angesehen
und wahrgenommen die Ehr-
barkeit, gute Sitten, Tugend,
Vernunft und Künste, mit
welchen der edel- und kunst-
reiche Herr Thomas Schwan-
thaller, Bürger und Bild-
hauer des kurfürstlichen
Marktes Ried in Bayern, sonderbar nicht allein mit seiner berühmten Kunst
der Bildhauerei als Holz, Bein, Stein und Stahl, sondern auch vor einen
Maler, Inventor und Zeichner von hohen und vornehmen Leuten mir
bestermaßen rekommandiert worden, auch ich dessen sonst von ihm ziem-
lich gutes Wissen habe, auch die getreuen, unverdrossen willigen Dienste
und Schuldigkeiten, so er bisher bei gedachtem löblichen Markt Ried mit
einen bürgerlichen oneribus und fleißigen Arbeit treulich geleistet und
hiefüro solches gegen Ihre Majestät, auch dem ganzen hochlöblichen Haus
Österreich allergehorsambist und untertänigst und dann mir, der Gebühr
)' Melnitzky, „Die Schwanthaler", a. a. 0.. Seite 5.
Abb. 34. Münsteuer, Oberösterreich, Pfarrkirche, Maden-Altar