des ältesten und wertvollsten unserer
Sammlung von Meßkleidern.
Von den Neuerwerbungen der
keramischen Abteilung bilden wir hier
einen originellen barocken Figurenofen
ab, der mit drastisch-volkstümlichem
Humor einen knienden und ergebungsvoll
die Hände auf die Brust legenden bärtigen
Kapuziner in brauner Kutte und mit dem
Rosenkranz im Gurtstrick darstellt. Die
Figur ist aus drei unglasierten und be-
malten Hohlkacheln zusammengesetzt;
da sie aus der Umgebung von Steyr":
stammt, dürften wir es wohl mit einer
Steyrer I-Iafnerarbeit zu tun haben. Ich
kenne noch zwei derartige Figurenöfen,
die außerordentlich selten sind, in ober-
österreichischem Privatbesitz; der eine
stellt einen sitzenden und rauchenden
Türken, der andere eine Rokokoschäferin
dar (Abb. 25. Der Unterbau unseres
Ofens ist nach einem alten Muster von
Sommerhuber in Steyr ergänzt.)
Ein Prachtstück der alten Gmundner
Keramik aus der Glanzzeit der Manufak-
tur, also aus den Vierziger- und Fünfziger-
jahren des XVIII. Jahrhunderts, wurde in
Salzburg erworben. Es ist ein birnförmiger
Leberkrug, aus dessen manganviolett-
gespritztem Grund Friese, Kartuschen mit
stilisierten Blumenranken, Tierdarstel-
lungen und das Hauptbild: eine Mariahilf-
darstellung in einem gekrönten Doppel-
Abb. 25. Barocke: Figurenofen. aus Frauenhofen
bei Steyr (Unterbau ergänzt)
adler" ausgespart sind. Die Farben sind die typischen Scharffeuerfarben
Gmundens, Dunkelblau, Grün, Manganviolett und Gelb (Abb. 26). Die
Art des Dekors und die Nuance des Blaus (ein sattes, kräftiges Dunkelblau)
weisen auf die oben angegebene Epoche der Gmundner Fabrikation, die
in unserer Sammlung durch eine Reihe sehr schöner Beispiele vertreten
ist. Interessant ist die völlige Unabhängigkeit der Dekore dieser Fayence
mit Zinnglasuren von dem Schmuck der gleichzeitigen süddeutschen Fayence-
manufakturen, die sich in einer mehr oder weniger öden Wiederholung
der holländischen und durch Holland vermittelten ostasiatischen Motive
4' Aus einem Haus in der Ortschaft Frauenhofen, Gemeinde und Pfarre Sierning.
4"" Wie zum Beispiel auf dem Altarblatt der Piaristenkirche in Wien.