Lage sehen wir ihn auf dem aus der Vogelperspektive gesehenen Stadtplan
Giulio Calots": (1593 bis 1635) und ganz deutlich auf einem Stadtplan vom
Jahre 1661, der im Jahre 1740 neu herausgegeben wurde (Abb. 1). Erst 1687
wurde er in den Mittelpunkt des Platzes gerückt.
Mithin war die Arbeit zur glücklichen Vollendung gelangt. Die Verdienste
des Statthalters Da Ponte um die Errichtung dieses Werkes, das der Stadt
zum Heile und zur Verschönerung dienen sollte, verkünden die vergoldeten
Lettern der Inschrift an der Fontäne Carraras, während Giovanni da Udine
an seiner Schöpfung das Wappen des venezianischen Patriziers anbrachte.
Als Zierde konnten die beiden Monumente wohl das Ansehen der Stadt
verherrlichen, aber ihre nützliche Fhnktion, die den Anlaß des Werkes
bildete und ihrem Bestande die eigentliche Berechtigung gab, haben sie
keineswegs erfüllt. Denn mit dem Zeitpunkte ihrer Vollendung beginnt die
Leidensgeschichte, die der Gemeinde in der Zukunft soviel Verlegenheit und
Geldopfer auferlegte. Die Anlage war von vornherein verfehlt und bis ins
XIX. Jahrhundert erheben sich die Klagen, daß die Fontänen des belebenden
Elementes der Wasserspeisung entbehren: „potius dedecori sunt Civitati,
quam aliquod ei afferant omamentum" wird gegen den Anfang des Seicento
geklagt und noch 1785: „turpiter ad nullos usus adhiberi".
Uns interessieren hier nur die Berichte, soweit sie aus dem Cinquecento
stammen. In den Jahren 1546 und 1550 wird Giovanni da Carrara aus Venedig
nach Udine zurückberufen, um die Ursachen der Schäden zu ermitteln und
diese zu beseitigen. Da ihm dies nicht gelingen mag, entledigt man sich
endlich seiner unnützen Hilfe und der große Stadtrat überträgt am 1 1.Juli 15 52
an Giovanni da Udine das Amt eines Proto und Architekten aller öffentlichen
Bauten und insbesondere der Oberaufsicht für die Brunnen der beiden Plätze
mit einem Jahresgehalt von vierzig Dukaten. (Die geringen Stadteinkünfte
zwangen aber den Magistrat, diese Zahlung im Jahre 1557 wieder einzustellen.)
Aber auch er ist nicht imstande, wenigstens für die Dauer, die ersehnte Abhilfe
zu schaffen, obwohl er in diesen Arbeiten wohl einige Erfahrung besessen
haben muß. Nicht nur daß er kurz vorher von der Stadtverwaltung zur
Ablegung von Gutachten über Flußregulierungen und Brückenbauten auf-
gefordert worden war," so schuf er auch in Rom, wie Vasari berichtet, ver-
schiedene Wasserwerke; für den Kardinal Giulio de' Medici in der Vigna des
Monte Mario einen Brunnen, wo der Kopf eines Elefanten als Wasserspeier
diente; ferner einen anderen (naturalistischen) Brunnen („un' altra fonte, ma
salvatica") in einer künstlichen Tropfsteingrotte; die Wasserrnündung bildete
ein Löwenkopf, den ein vorgetäuschter Pflanzenkranz umrahmte.
Übrigens ist es recht auffallend, daß bei dem hohen Stande, zu dem
damals die Wasserbaukunst gelangte, so schlechte Erfolge erzielt wurden.
Die Mitte des Cinquecento wird durch das Auftreten zahlreicher Ingenieure
" Eine schlechte Abbildung dieses Planes in dem Buche „Il Seminario di Udine".
H" Joppi, „Contributo", III, Seite 14. Nach Joppi („Di alcune opere d' arte in San Daniele del Friuli",
Udine 1885) hat Giovanni auch für S. Daniele einen Brunnen (aber eine Zisterne) verfertigt.