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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 9 und 10)

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kehrt zwölf Jahre später auf einem Gemälde des älteren Holbeinl" (im Augs- 
burger Dom) wieder. 
Derselbe Überreichtum in der Schilderung fällt in der Darstellung der 
Verkündigung auf, wo sich die Jungfrau von dem Gebetbuch, das ihr zwei 
kniende Engel vorhalten, gegen den buntgetlügelten rotblonden Gabriel 
umwendet, der eben mit einer zierlichen Verbeugung in die buntgetäfelte, 
blumenbestreute Säulenhalle eingetreten ist und in der Linken ein Pergament 
mit drei anhängenden roten Siegeln überreicht. Der Maler kann sich nicht 
genugtun in Einzelheiten und die Entdeckerfreude gegenüber dem reichen 
Weltwesen, die im XV. Jahrhundert wie eine gewaltige Woge aus der 
niederländischen Kunst in die süddeutsche Malerei hinüberströmte, spricht 
sich auch hier stark und lebhaft aus. Die Vermittlung dürften wohl auch für 
den Maler unserer Tafeln die Nürnberger Werkstätten hergestellt haben, wie 
eine Vergleichung der Geburt Christi mit der Darstellung von Michael Wol- 
gemut in der Zwittauer Marienkirche (1479) lehrt. i)" Der Abglanz der feinen 
Psychologisierung Rogers van der Weyden, der noch auf den besten eigen- 
bändigen Schöpfun- 
genWolgemutsruht, 
ist hier allerdings völ- 
lig geschwunden; ge- 
blieben ist ein trocke- 
ner, handwerklicher 
Ernst, der durch 
treuen Fleiß über das 
Schwunglose seiner 
Auffassungnichthin- 
wegzutäuschen ver- 
mag. Die Schilderung 
des Räumlichen (so- 
wohl der Landschaf- 
ten als der Innenräu- 
me) steht um einen 
bedeutenden Grad 
tiefer als bei Wol- 
gemut, die Bewe- 
gungen der Figuren 
sind steifer, die mas- 
kenhaft modellierten 
Köpfe (die ebenso 
wie die Gliedmaßen 
zum Teil braun kon- 
"' Abgebildet bei Heid- 
rich, „Altdeutscb: Malerei", 
x80. 
"' Heidrich, a. a. 0., 88. Abb. xo. Meister des Eggelsberger Altars, Verkündigung (datiert x48!)
	        
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