In der afghanischen Hauptstadt selbst, in Ghasna, kennen wir nur zwei
mächtige, von Mahmud errichtete Turmbauten, die wohl als Minarette gedient
haben": Ein stemförmiger Unterbau, der nicht in tektonischem Sinne als
Sockel gewertet ist, sondern mehr als ein Drittel der ursprünglichen Gesamt-
höhe einnimmt, erscheint durch wagrechte Bänder in Felder und Streifen
gegliedert, die durch verschiedene fortlaufende Muster gefüllt sind. Auf eine
runde mehrfach geteilte Trommel folgt dann ein polygonales Prisma, das
Abb. 18. Grabmal (Tus)
wieder in mehrfache Abteilungen zerfällt, die obere scheinbar durch Doppel-
fenster durchbrochen. Das abermals folgende Rund ist zerstört. Auch hier
in der Architektur erkennen wir also wieder jenen Geist, der das Organisch-
Tektonische überwindet und der höheren Gesetzmäßigkeit abstrakter, tri-
gonometrischer Formen unterwirft. Dies ist um so naheliegender, als ja für
die an das Zelt gewohnten Türken der Begriff Architektur eine andere
Bedeutung haben mußte als die des Zusammenhanges wirksamer Kräfte. Am
deutlichsten kommt dies dort zum Ausdruck, wo wir den Übergang vom
Zelt zur festen Bauart verfolgen können. In den Ebenen Churasans vor allem
trafen die Türken auf eine alte Überlieferung des Ziegelbaues, die sie sich
4 F. Sarre, „Denkmäler persischer Baukunst", Abb. 95 nach Vigne.