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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / 1, 2 und 3)

Wirkung zu bringen. Arbeiten van de Veldes wären hier gleicherweise 
heranzuziehen wie solche Olbrichs, Behrens' oder Hoffmanns. Ohne daß der 
Künstler über den Techniker das Übergewicht gewonnen hätte, wäre ein 
Vorschritt unmöglich gewesen. 
Die bisherige Erörterung bezog sich auf Beeinflussungen breiter und 
tiefgehender Natur, jeweils hervorgerufen durch die allgemeine Lage in der 
Kunst. Es gibt aber auch Einwirkungen, die nur von der Übermacht einer 
künstlerischen Erscheinung ausgehen. Rubens in seinem Verhältnis zum 
gleichzeitigen belgischen Kunstgewerbe wäre hier vor allem zu nennen": 
Wirkungen dieser Art können ganz ohne direkte Absicht der Künstler selbst 
erfolgen, wenn ihre Ausdrucksform mehr oder weniger Gemeingut geworden. 
Wir sprechen von einer Michelangeloschen Richtung im italienischen Möbel, 
wir sehen in den Istoriati-Majoliken die Übertragung des Michelangelesken 
großen Gedankens der Verdrängung des Omarnentes durch die menschliche 
Gestalt auf die Keramik und finden als Reaktion gegen diese Richtung die 
Kunst eines anderen großen Meisters, lange nach seinem Tode, ausgespielt: 
die Groteskomamentation Raffaels. 
Von Lionardo sind kunstgewerbliche Entwürfe erhalten. Auf ihn geht 
das von Dürer kopierte und auch von anderen deutschen Ornamentisten auf- 
gegriffene Knotenwerk zurück. Degengriffe, ein reichornamentierter Zirkel, 
eine Tasche, Embleme, Geschützläufe, ein Gitter, Buchstaben und anderes 
finden sich unter Lionardos Zeichnungen. Die Dekoration der Sala delle 
Asse ist von höchstem Interesse. Wie weit etwa Festdekorationen und 
Kostümiiguren des Meisters Einiiuß nahmen, läßt sich heute freilich nicht 
mehr feststellen. Man wird aber weit mehr als bisher den kunstgewerblichen 
Entwürfen und Zeichnungen großer Meister nachgehen müssen. Sie bergen 
stets Probleme in sich, die abseits der breiten Bahn des Handwerklichen 
liegen, und bilden die fruchtbarste Unterlage für ein durchgeistigteres Er- 
fassen des kunsthandwerklichen Schaffens einer Zeit. 
Es kann nicht Aufgabe dieser ersten knappen Behandlung der Frage 
sein, im einzelnen auf all die Fälle hinzuweisen, wo Künstler als bloße Mit- 
arbeiter im Kunsthandwerk erscheinen. Besonders in Italien sind frühzeitig 
namhafte Künstler zu den verschiedensten kunstgewerblichen Arbeiten 
herangezogen worden. Es sei nur, auf dem textilen Gebiete, an Muster- 
zeichnungen Jacopo Bellinis für Gewebe und an Prachtstücke der Webe- 
kunst von Antonio Pollajuolo erinnert." Es sei ferner die Beteiligung 
bedeutendster Künstler an der Ausschmückung der Cassoni erwähntfi" 
Nur auf jene Tatsache muß noch etwas näher eingegangen werden, 
durch welche die Einwirkung der Künstler auf das Kunsthandwerk zu einem 
direkten System erhoben wurde: auf die Kunstförderung Ludwigs XIV. durch 
Begründung der Manufacture royale. Zum Übergewicht der künstlerischen 
t Seinen hat autokratischen Eintiuß schildert Dreger in „Illustrierte Geschichte des Kunstgewerbes", 
Berlin, II, Seite 7 und 83. 
i" v. Falke, „Kunstgeschichte der Seidenweberei", Berlin, 1913, II, Seite 93 und 1x4. 
"H Schubring, „CassaniW Leipzig 1915-
	        
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