MAK

Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / 1, 2 und 3)

Forstner die mazedonische und albanische Welt zu schildern unternahm. Sie geben dem 
Freund des Orients ein ungemein klares und lebendiges Bild vom malerischen Reiz der 
östlichen Bauwelt. 
KÜNSTLERHAUS. Der Aquarellistenklub hat seine Frühjahrsausstellung wie all- 
jährlich im Stockwerk des Künstlerhauses veranstaltet. Wie alljährlich ist auch dies- 
mal das Gebotene von einem erprobten Gleichmaß der Qualität und Gegenständlichkeit 
beherrscht. Die Freunde von Wien und seinen Umgebungen, von kleinen Landstädtchen 
mit stillen Winkeln, von Veduten und Straßenbildern werden geschickt gezeichnete und 
gemalte Ausschnitte aus der Natur und dem Menschenleben finden, die schwermüüge und 
heitere Stimmungen widerspiegeln. 
Ohne starke innere Erregung, ohne Kampf um neue Offenbarungen spielt sich 
hier jene intime und behagliche Wechselwirkung zwischen Betrachtung und Wieder- 
gabe ab, welche vielen den vollen Genuß gewährt, den sie von der Kunst erwarten - 
wie viele in leichter, guter Musik, in gefälliger, anregender Lektüre dieselbe Befriedigung 
finden. 
Die Bestrebungen von Fr. Zerritsch, der einen größeren dekorativen Stil sucht, dem 
die Wirkung an der Wand das Wesentliche ist, fallen aus diesem Rahmen heraus; doch 
sind die Werke, die diesmal eine große Hauptwand füllen, nicht glücklich genug gewählt, 
um mehr als eine Ahnung von seinem künstlerischen Wollen zu geben. 
Die ältere gediegene Wiener Zeichenkunst, die Sorgfalt mit Geschmack verbindet, 
wie sie E. von Lichtenfels übte, ist durch zahlreiche Blätter von Suppantschitsch vertreten; 
er hat mit präzisem Stift und feiner Beobachtung des Gegenständlichen die Wachau als 
sein Arbeitsfeld erkoren und bearbeitet. 
Einen ganz entgegengesetzten Standpunkt nehmen die Arbeiten von A1. janesch ein, 
der orientalisches Leben und südliche Farbenpracht schildert. Auch er ist ein Erzähler. 
Aber wie dem einen die Form, der Umriß und Linienzug, das graphische Element mit 
zarter Kolorierung genügt, um seine Eindrücke wiederzugeben, so setzt der andere mit 
stärkerem Temperament und lebhafter Tonempfindung Farbenüächen nebeneinander, um 
das Glühen, Schwingen, Schwimmen der zusammenklingenden und doch so bunten Farben- 
welt des Südens auszudrücken. Er ist ein Erzähler, der in den Basaren und auf den Märkten, 
in den engen Straßen und bei den Moscheen kleinasiatischer Städte weiche, bunte Farben- 
klänge sucht, aus denen ein tiefblauer Himmel oder der Vordergrund brillanter Stofflichkeit 
herausleuchtet. Ihm ist die Farbe das Wesentliche und das Klingen und Vibrieren das Schöne. 
Zwischen diesen beiden Repräsentanten verschiedener malerischer Begriffe liegen vielerlei 
Möglichkeiten und Prozesse. 
Wie die zeichnerische Gewissenhaftigkeit durch breiteren festeren Linienzug mit 
stärkerer flächenhafter Tonung zu einem Stilismus hinneigt, zeigen die Bilder von Ella Rothe 
und in größerem Maßstab jene von V. Gorgon. Holzschnitt und Lithographie haben wohl 
dabei mitgewirkt, diesen Stilismus zu fördern. 
Wie die nervöse Wiedergabe von Augenblickswirkungen auch die Vedute zu einer 
Qualität erheben kann, zeigt Erich Müller und in anderem Sinne weiß R. Böttger mit seinen 
farbigen Impressionen auch in unserer kühleren Welt buntes Leben zu fassen. 
So schiebt sich Anregendes und Geschmackvolles an mehreren Stellen ein und erfüllt 
die Aufgabe maßvoller Schilderung in vielfältiger Weise. Das anziehende Material der 
Tempera- und Aquarelltechnik, die mäßigen Formate geben den Darbietungen den 
sympathischen Charakter liebenswürdiger Darstellungskunst. 
Eine kleine Sonderausstellung von handwerklichen Leistungen der Kriegsinvaliden 
des Gamisonsspitals Nr. 2 zeigt das Bestreben, in Möbeln und Geräten eine derbere, farben- 
frohe Note zu entwickeln. Die Entwürfe Fräulein Gusti Mundts gehen von orientalischen 
(chinesischen und russischen) Anregungen aus und wissen sie mit volkstümlichen Mitteln 
unseren Bedürfnissen nutzbar zu machen.
	        
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