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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 9
HERMANN BALL / PAUL GRAUPE
BERLIN W. 10 TIERGARTENSTRASSE 4
SAMMLUNG WILLY H. STREIT, HAMBURG
Gemälde französischer Meister des 19. und 20. Jahrhunderts: Boudin, Cezanne, Corot, Courbet, Daumier,
Derain, Diaz, Dufresne, Van Gogh, Toulouse-Lautrec, Matisse, Millet, Picasso, Pissarro, Renoir, Ziem.
Versteigerung am 10. Juni 1931
ILLUSTRIERTER KATALOG AUF WUNSCH
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(Die Bibliothek Dr, jur Walter von Brüning) wird, wie
schon, gemeldet, am 11. und 12. Mai durch die Antiquariats
abteilung des Deutschen Buch-Clubs, Hamburg 36, Neue
Rabenstraße 25, versteigert. Schon vor Jahresfrist war der
erste Teil dieser Sammlung, die bekannte Bibliothek des Dich
tens Eduard Grisebach, die Herr von Brüning früher er
worben hatte, versteigert worden. Jetzt folgt eine umfangreiche
Sammlung von 500 Bänden, in der die nachfolgenden Gelbiete
in vorzüglichen Exemplaren vertreten sind: Deutsche Literatur
in Erstausgaben, Eine umfangreiche Sammlung von Almanachen.
Genealogie. Architektur und Kunstgeschichte, Englische und
französische Literatur, zumeist in illustrierten Ausgaben des
18. Jahrhunderts in Einbänden der Zeit. Memoiren, Geschichte
und Kulturgeschichte. Eine größere Sonderabteilung Buch
wesen und Literaturgeschichte und Hexengeschichte. Den
Schluß der Sammlung bildet eine ausgewählte Reihe von
Werken der neuen deutschen Buchkunst. Der reichillustrierte
Katalog, der insgesamt 1300 Nummern umfaßt, wird auf Ver
langen kostenlos zugesandt.
(Ein bibliophiles Geschenk.) Im Schlachtenlärm von Jena
und Äuerstädt widmete Goethe 1807 der Prinzessin Karo-
line von Weimar, der Tochter Karl Augusts, ein „Reisezer-
streuungs- und Trostbüchlein", das 80 Zeichnungen des Alt
meisters enthielt. Von der Existenz des Büchleins hatte man
nur durch eine poetische Widmung Goethes Kenntnis, das
Büchlein selbst war verschollen; nach fast 120 Jahren fand es
sich durch Zufall in Weimar in einem Hause, das dem benach
bart war, in dem Goethe 1775 zum ersten Male weimarischen
Grund und Boden betrat. Das Goethe-Nationalmuseum in
Weimar entschloß sich, davon eine geringe Anzahl faksimi
lieren zu lassen. Diese wenigen Exemplare sind vergriffen,
eines davon erwarb durch einen glücklichen Zufall die Wiener
Bibliophilengeseilschaft, um es dem Dichter Hofrat Dr, Anton
Wildgans anläßlich seines 50. Geburtstages am 17. April
zu üib erreichen,
BILDER.
(In memoriam Karl Wimbauer.) Die Galerie J. B. N e u -
mann und Günther Franke in München eröffnet soeben
eine Karl-Wimbauer-Ausstellung, in der zum ersten Mal ein
Ueberblick über die Zeichenkunst dieses fast unbekannten
Münchener Künstlers geboten wird. Wimbauer, Sohn eines
Kaminkehrermeisters, starb mit 33 Jahren im Jahre 1929. Die
Zusammenstellung aus dem Nachlaß wurde gemeinsam durch
Dr. Roh und Günther F r a n k e durchgeführt. Gleichzeitig
werden im zweiten Flügel der Galerie von Max Ernst (Paris)
der Zyklus von Zeichnungen: »Histoire naturelle« und von dem
Münchner Rudolf Ernst neue Malereien gezeigt.
NUMISMATIK
(Bas Münzwerk des Königs von Italien.) Mit gewohnter
Pünktlichkeit läßt der König von Italien, der Numisma
tiker auf dem Thron, den nunmehr zwölften Band seines
monumentalen Werkes, Corpus Nummorum Italico-
r u m, erscheinen, zu dessen Lob nichts mehr gesagt zu wer
den braucht. Der vorliegende Band umfaßt auf 508 Textsei
ten und 34 Tafeln das gesamte Münzweisen von Florenz
und nimmt wegen der hohen Bedeutung dieses mittelalterli
chen Wirtschaftszentrums ein besonderes Interesse in An
spruch. Ist es doch die Arnorepublik der königlichen Kauf
leute gewesen, die zuerst den Sil'bergulderi einführte, die nach
der Lilie oder Blume (flos) von Florenz Florin oder gekürzt
Fl. hieß. Seit 1252 wurde er in den Goldgulden (Fiorino d’oro)
verwandelt. Auf die Guldenzeit —• man unterschied breite und
schmale Gulden — folgen die Münzen der toskanischen Groß
herzoge von Alexander I. Medici bis auf Leopold II.
(1532—1859), schließlich die der provisorischen Regierung und
Viktor Emanuelis II., erwählten Königs von Italien (1861).
Insgesamt sind 3849 Stücke beschrieben, die sich fast alle in
der berühmten, über 100.000 Münzen umfassenden Sammlung
des Königs Victor Emanuel befinden.
VERSCHIEDENES.
(Tod bekannter Sammler.) Die alte Kurstadt Baden bei
Wien betrauert den vorzeitigen Hingang eines ihrer Besten,
des Kommerzialrates Karl A. J a n k o, der im 60. Lebensjahre
gestorben ist. Großzügig wie als Wohltäter der Armen, war
er auch als Sammler, dessen Liebhabereien sich auf alle Ge
biete, namentlich auf Gemälde, erstreckten,
(Die „Eiserne Jungfrau“ von der Burg Feistritz kommt
nach Nürnberg.) Wie uns vom städtischen Nachrichtenamt in
Nürnberg mitgeteilt wird, waren Oberbürgermeister Doktor
Luppe und Professor Dr. Schulz in den letzten Tagen auf
der Burg Feist ritz am Wechsel, um die dort befindliche
„Eiserne Jungfrau" in Augenschein zu nehmen. Erfreu
licherweise erklärte sich der Besitzer der Burg, Rittmeister a. D.
Maximilian Mautns r, bereit, die von einem früheren Besitzer,
dem Freiherrn Josef von Dietrich, angeblich im Jahre 1796
in Nürnberg erworbene und alsdann zusammen mit vielen an
deren Altertumsgegen,ständen nach Feistritz verbrachte
„Eiserne Jungfrau" der Stadt Nürnberg auf mehrere Jahre als
Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Alsdann wird es möglich
sein, die beiden Figuren im fünfeckigen Turm nebeneinander
zu betrachten, um eine Klärung der interessanten Frage der
früheren Verwendung dieser Figuren, von denen keine eine
Nachbildung der anderen ist, herbeizuführen. Schon jetzt kann
mit Bestimmtheit erklärt werden, daß diese beiden Figuren
weder als Foltergeräte noch als Hinrichtungsmaschinen ge
dient haben, sondern wahrscheinlich als Prangerfiguren
benutzt worden sind. Wenn es auch richtig sein mag, daß Frei
herr von Dietrich die Feistritzer Figur in Nürnberg erworben
hat, so entspricht doch auf der anderen Seite die Annahme,
daß sie sich früher im Besitze der Stadt Nürnberg befunden
hat, in keiner Weise den Tatsachen,
(„Johann Strauß und seine Zeit“.) Eine überaus inter
essante Veranstaltung wird am 13. Juni in den Räumen des
Wiener Hagenbundes eröffnet werden, „Johann
Strauß und seine Zeit“ wird der Titel dieser Veran
staltung sein, die alles zeigen soll, was mit dem Walzerkönig
und dem Wien seiner Zeit zusammenhängt: Manuskripte, Bilder,
Dokumente, Reliquien etc. Die bedeutendsten Strauß-,Samm
lungen wurden der Ausstelluugisleitung zur Verfügung gestellt.
(Großer KunstJiebstahl.) Aus London wird uns berich
tet: Bei T aper eie und Haase, einer der größten Kunst-
firmen Englands, wurde ein Einbruch verübt und Kunstgegen
stände im Werte von 27.000 Pfd. gestohlen. Unter den ent
wendeten Gegenständen befinden sich ein Van Dyck, zwei
Gainsborough, ein Renaissance-Gobelin, ein persischer Tep
pich und verschiedene chinesische und italienische Elfenbein
schnitzereien.