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Bewegung aber auf dem Felde kunstgewerblichen Schaffens fesselt heute 
unsere Blicke wie kaum zu einer anderen Zeit und wie kaum eine andere 
culturelle Bewegung. Der mächtigen Entwicklung, welche das Kunsthand- 
werk in allen Culturstaaten genommen hat oder zu nehmen beginnt, hat sich 
auch Österreich nicht verschliessen können. Mochte auch in den Augen 
mancher das, was die neue Geschmacksrichtung hervorbrachte, als Product 
flüchtiger Laune und vergänglicher Nachahmung gelten, immer mehr wurde 
dasselbe als das natürliche Ergebnis einer allen Culturvölkem gemeinsamen 
Entwicklung auf den Gebieten der grossen Kunst, der Wissenschaft, der 
Technik, sowie des socialen Lebens erkannt und erzwang sich schrittweise, 
wie alles natürlich Gewordene, Verständnis und Anerkennung. Und in der 
That, wer wollte nicht sehen, dass das Kunstgewerbe aus dem Wandel und 
dem Aufschwung der hohen Kunst und der wiederhergestellten innigeren 
Verbindung mit derselben verjüngende Kraft schöpfte und dass die Er- 
weiterung und Vertiefung kunstwissenschaftlicher Betrachtung seinem 
Schaffen neue Quellen erschloss? Indem aber dem Österreichischen Museum 
für Kunst und Industrie auf Grund seiner Statuten und nach seinen Tra- 
ditionen die Aufgabe obliegt, durch „Herbeischaifung und Bereitstellung der 
Mittel, welche Kunst und Wissenschaft bieten, die Leistungsfähigkeit der 
Kunstgewerbe zu heben, den Geschmack der Kunstgewerbetreibenden und 
desPublicums zu wecken und so die kunstgewerbliche Thätigkeit zu fordern", 
wurde dasselbe wie von selbst auf neue Bahnen gelenkt und fühlte sich 
berufen, als Vorkämpfer neuer Geschmacksrichtungen aufzutreten. Mag man 
nun mit Recht oder Unrecht an seinen Bestrebungen mäkeln oder an seinen 
Erfolgen nörgeln, jedenfalls gebürt ihm das eine Verdienst, die Gleichgiltig- 
keit, mit welcher das Publicum bis vor kurzem dem Kunsthandwerke gegen- 
überstand, gebrochen und warme Theilnahme für jede bemerkenswerte 
Leistung entfacht zu haben; mit dem wiedererweckten Interesse aber stellt 
sich von Tag zu Tag regere Lust, zu kaufen, und erhöhte Freude am 
Schaffen ein. 
Und so stehen wir, wenn nicht alles täuscht, am Beginne einer neuen 
bedeutsamen Periode der Entwicklung der Kunstindustrie und des Kunst- 
handwerkes und erkennen, wenn wir uns auch noch in einem Übergangs- 
stadium tastenden Versuchens und kühnen Wagens befinden, immer deut- 
licher die Umrisse einer sich vollziehenden Neugestaltung. Die Unterrichts- 
Verwaltung erachtet es unter solchen Verhältnissen für ihre besondere 
Pflicht, mit wachsamem Auge dieser Bewegung zu folgen, die Institutionen, 
welche der Pilege und Förderung des heimischen Kunstgewerbes zu dienen 
haben, in zeitgemässer Weise auszurüsten, an ihren Lehranstalten brauch- 
bare Hilfskräfte für das Kunsthandwerk zu erziehen, durch ihre Museen 
anregend, bildend und belehrend auf die Kunstkreise und auf das Publicum 
einzuwirken. Wenn wir nun in der engeren Verbindung, welche das Öster- 
reichische Museum, seine Kunstgewerbeschule und fachlichen Lehranstalten 
mit dem schaffenden Gewerbe pflegen, den Beweis erbracht glauben, dass 
die Wege der Unterrichtsverwaltung die richtigen sind, so darf ich mit 
Befriedigung constatiren, dass auch die wissenschaftlichen Aufgaben, die 
dem Museum bereits bei seiner Gründung vorgezeichnet wurden, über den 
praktischen nicht vernachlässigt worden sind. ' 
Ich kann auf die neue systematische Aufstellung der Sammlungen und 
deren stete planmässige Ergänzung, auf die kunsthistorischen Curse undVor- 
lesungen des Museums, endlich auf die zahlreichen, von ausgezeichneten
	        
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