vertreten sind, als geradezu vorbildliche erwähnt. Die preussische Com-
mission zur Reform des Zeichenunterrichtes, welche sich gegenwärtig mit
der Feststellung von Lehrplänen und mit der Berathung anderer einschlä-
giger Angelegenheiten befasst, besitzt bekanntlich bereits seit Jahren eine
Vorläuferin in einer vom österreichischen Unterrichtsminister eingesetzten
Commission, deren Berathungsergebnisse (Lehrpläne, Instructionen etc.)
an Volks-, MitteI- und Gewerbeschulen schon 1874. zur Einführung gelangt
sind. Die Ideen der preussischen Denkschrift über Inspectionen des Zeichen-
unterrichtes, über die Organisation von allgemeinen Zeichenschulen, ge-
werblichen Fortbildungscursen und Werkmeisterschulen sind ganz die-
selben, welche in den Jahresberichten des k. k. österreichischen
Ministeriums für Cultus und Unterricht seit 1874 wiederholt
ausgesprochen und begründet worden sind, und die pädagogischen Prin-
cipien, nach denen nun Preussen seine höheren Gewerbeschulen zu re-
formiren gedenkt, stimmen streng überein mit den Grundsätzen, welche
für den österreichischen Unterrichtsminister bei Organisation der analogen
Anstalten leitend waren. Endlich finden sich in das neue Statut der tech-
nischen Hochschule zu Berlin die wesentlichsten Einrichtungen aufge-
nommen, welche seinerzeit bei Reorganisation der technischen Institute
Oesterreichs getroffen worden sind. Man kann in der That sagen, dass
in allen diesen Beziehungen die österreichische Initiative massgebend ge-
worden ist; möchte doch die österreichische Ausdauer sich auf der Höhe
dieser Initiative erhalten!
Fiir die künftigen kunstgewerblichen Bestrebungen Preussens ist es
eine nicht zu unterschätzende Gunst, dass man hier sich die kgl. Por-
cellanmanufactur zu erhalten gewusst hat. Eine soeben beendete En-
quete hat der Regierung eine Reihe von Anträgen unterbreitet, um dieses
grosse Staatsinstitut für die Industrie des Landes fruchtbar zu machen.
Eine tüchtige artistische Leitung soll demnächst eingesetzt, eine Reihe
hervorragender Künstler zur Betheiligung an der Production herangezogen
werden. Eine chemisch-technische Versuchsanstalt in der Art jener des
Oesterr. Museums ist bereits mit der Manufactur in Verbindung gebracht.
Je nach Bedürfniss soll allmählig die Aufgabe der Fabrik auf das gesammte
Gebiet der Kunsttöpferei erweitert, zunächst aber neben Porcellan die
Anfertigung echter Majolica und Fayence versucht werden. Die Tendenz
geht nicht auf Concurrenz mit der Privatindustrie aus, sondern auf bahn-
brechendes Wirken durch Herstellung mustergiltiger Erzeugnisse in den
verschiedenen Zweigen der Keramik. Deshalb ist auch die I-Ieranbildung
tüchtiger, artistischer Kräfte für keramischen Decor in einer besonderen,
mit der Manufacrur verbundenen Unterrichtsanstalt und die Anlegung eines
entsprechenden Museums, das als Lehrmittelsammlung dienen soll, in Aus-
sicht genommen. Welcher Oesterreicher könnte Angesichts dieser Bestre-
bungen sich des Bedauerns über die kurzsichtige Finanzpolitik erwehren,
welche die Schliessung der kaiserlichen Porcellanfabrik herbeigeführt hat?