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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 160)

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Nennen wir zunächst ihre Seltenheit. Seitdem sie so hoch geschätzt 
werden, ist selbstverständlich in Frankreich und zumal in den Departe- 
ments, in welchen sie zum Vorschein gekommen sind, jeder Winkel nach 
weiteren Exemplaren durchstöbert worden. lhre Zahl ist auch seitdem 
auf 72 gestiegen und möglicherweise wird noch eines oder das andere 
Stück an's Licht gebracht werden. Häuüg aber können sie niemals werden, 
da sie, wie wir später sehen werden, nicht Erzeugnisse einer gewerbs- 
mässigen Fabrication sind. Von den jetzt bekannten werden die aller- 
meisten schwerlich je wieder in den Handel kommen, da 7 im Louvre- 
Museum, l im l-lötel Cluny, z im Museum der Porcellanfabrik zu Sevres, 
5 im Kensington-Museum, mehr als zu in den Händen verschiedener Mit- 
glieder der Familie Rothschild, andere bei den reichsten Kunstfreunden 
Frankreichs und Englands, Basileivvski, Hamilton, Andrew Fountaine etc. 
sich befinden. Und sollten einzelne käuflich werden, so werden die Mu- 
seen der ganzen Welt einander überbieten, da abgesehen von einem dem 
Fürsten Galizin gehörigen Stücke noch keines über Frankreich oder 
England hinausgekommen ist. 
Aber nicht blos selten, viele von ihnen sind in der That von grosser, 
ganz eigenthümlicher Schönheit. Die Masse ist Pfeifenthon mit bleihaltiger 
Glasur, die Farbe ein mattes Gelb, an die jetzt so beliebte Elfenbein- 
masse erinnernd. Diejenigen, welche man für die ältesten hält, sind ein- 
fache Schalen mit Ständer und Fuss, gewöhnlich auch mit einem Deckel, 
ferner Kannen, eine Schüssel mit Rundfalten; deren Ornamentation be- 
steht einzig in bräunlichen Arabesken unter der Glasur. (Nur die Schüssel 
ist ausserdem mit einfachen plastischen Zierrathen belegt.) Diese Arabesken 
hat man von jeher als Einlagen, Incrustationen bezeichnet, eine Bezeichnung, 
deren Unrichtigkeit wir jetzt glauben nachweisen zu können. Dieselben 
wiederholen sich auch an den anderen Gefässen, Giesskannen, Saugflaschen, 
Leuchtern, Salzfässern etc., welche complicirter in den Formen und ausser- 
dem gewöhnlich noch mit plastischen Zierrathen ausgestattet sind, mytho- 
logischen Gestalten, Hermen, Eidechsen, Wappenschilden, Mascarons u. a. m., 
diese stets ganz rund modellirt, frei angesetzt und grossentheils bemalt. 
Der Aufbau der Gefässe ist in der Regel elegant, von schönen Verhält- 
nissen, dabei durchweg originell in der Combination und in dem Profil 
der einzelnen Glieder. Ganz auffallend ist an manchen die Plumpheit der 
Henkel gegenüber der Zierlichkeit des übrigen Details. Sowohl die Eigen- 
thümlichkeit der Construction wie dieses Missverhältniss in der Durch- 
bildung einzelner Theile wird uns in der Folge erklärt werden. 
Endlich wohnte den Gefässen bis vor Kurzem der Reiz des Geheim- 
nissvollen in zweifacher Beziehung bei. Man wusste weder wo, wann, 
von wem, noch auch wie diese Gefässe gemacht worden seien, von denen 
jedes Stück trotz der allen gemeinsamen Charakterzüge ein Individuum 
ist, von denen man bisher noch nie zwei völlig übereinstimmende Exem- 
plare gefunden hat. Der Schleier, welcher ihre Herkunft bedeckte, ist im 
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