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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 161)

Henri-deux-Gefässen fehlt aber dort, wo Fugen zu constatiren sind, etwas 
von dem Ornament, die Linien desselben sind unterbrochen. Ferner zeigen 
sich die Form- oder Gussnähte als Erhabenheiten, die Fugen an diesen 
Faiencen aber als Vertiefungen. Endlich gehen manche solcher Fugen 
nicht über den ganzen Bestandtheil des Gefässkörpers. Ist dieser z. B. in 
seiner oberen Hälfte von cylindrischer Gestalt, während er sich nach unten 
hin abrundet oder zuspitzt, so zeigen sich die Fugen, oder doch einzelne 
derselben, erst von dort an, wo die gewölbte Form beginnt; je mehr 
nach unten, desto weniger passen die zu beiden Seiten an die Fuge an- 
stossenden Ornamenttheile auf einander, es fehlt, wie genaue Vergleichung 
zeigt, ein zwickelförmiges Stück. 
Aus dieser Erscheinung zog H. Macht den Schluss, dass das Flächen- 
ornament nicht vermittelst der Form hervorgebracht, sondern bereits vor- 
handen gewesen sein müsse, ehe der Thon in die Form eingedrückt 
wurde. Fortgesetzte Untersuchungen, zunächst an den Abbildungen, dann 
an den Objecten selbst in den Staatssammlungen und in der historischen 
Ausstellung d. J. in Paris (wo durch die grosse Güte des Präsidenten der 
Union centrale des beaux-arts appliques a l'industrie, des Herrn Edouard 
Andre mir Gelegenheit gegeben wurde, mehrere Stücke mit voller Bequem- 
lichkeit zu betrachten), bestärkten uns in der Ueberzeugung, dass die Ge- 
fässe von Oiron auf eine ganz ungewöhnliche, in der Herstellung kera- 
mischer Producte aller Zeiten und aller Länder ohne Beispiel dastehende 
Art gebildet worden seien. 
Es wurde nämlich nach unserer Ansicht ein Thonklumpen zu einer 
Sachen Scheibe oder Platte, einer sogenannten Schwarte oder croüte, 
ausgewalzt, und diese mit dem Ornament versehen. Aus diesem gemusterten 
Stoffe wurden dann die Stücke herausgeschnitten, um in eine Hohiform 
gepresst zu werden. Handelte es sich um die Herstellung eines gerad- 
wandigen, eckigen oder cylindrischen Körpers, so genügte es, ein recht- 
winkeliges Stück in der erforderlichen Grösse herauszuschneiden, dessen 
beide Enden zusammenschliessen mussten, wie die beiden Enden des 
Drahtes, welche zum. Ringe geformt werden. In der That gibt es Gefäss- 
theile von Ring-, Band- oder Cylinderform, welche die Stelle der Zusam- 
mensetzung, aber auch nur diese eine erkennen lassens). Bauchige, ge- 
krümmte, gewölbte Formen erforderten eine umständlichere Zuschneide- 
arbeit. Der Körper wurde entweder aus mehreren Stücken von gleicher 
Gestalt zusammengesetzt m , oder aus ein em Stücke mit zwickel- 
förmigen Ausschnitten gebildet. Kreisrunde geneigte Flächen, wie der Rand 
der erwähnten Schüssel im Kensington-Museum, der Fuss an verschiedenen 
Gefässen, zeigen sogar auf das allerdeutlichste die Zusammensetzung aus 
einer Menge kleiner trapezförmig zugeschnittener Stücke. An der Schüssel 
zählt man deren 75; das Ornament, welches wie ein Spitzenkragen um 
den Rund des Tellers hinläuft, wird nämlich durch ein zackenförmiges,
	        
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