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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 165)

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l. dass jenen Fertigkeiten, die heutigen Tags schon im Lehrplan 
der Volksschule einen Platz einnehmen, eine grössere Zeit gewidmet wird 
als es gegenwärtig der Fall ist, damit diese Fertigkeiten, nämlich im 
Lesen, Schreiben, Rechnen und Zeichnen, wirklich erworben werden 
können, und 
z. dass ferner die Möglichkeit geboten wird, in jenen Gegenden, 
wo es wünschenswerth erscheint oder wo es die Verhältnisse geradezu 
fordern, auch dem gewerblichen Unterricht einen gewissen Spielraum zu 
eröffnen. 
Im Princip ist, wie bereits in einem früheren Artikel bemerkt wurde, 
ungefähr Aehnliches selbst vom Gesetze zugestanden, aber Thatsache 
bleibt es doch, dass der gewerbliche Unterricht an der Volks- und Bürger- 
schule beinahe gar nicht ertheilt wird, da auch in den meisten derlei 
Schulen die Vorbedingungen zur Ertheilung eines gewerblichen Unter- 
richtes fehlen. Herr Director Wilda hat in seiner Schrift ganz richtig 
bemerkt, vdass der Aufbau unserer österreichischen Volksschule derart 
ist, dass sich ohne allzu grosse Aenderungen das aufgestellte Ziel er- 
reichen lässt. In den ersten vier Classen werden die Kinder aller Stände 
zusammen unterrichtet; daran werde nichts geändert, nur vielleicht 
dem Zeichenunterricht bereits hier ein grösseres Gewicht 
beigelegt. Die Uebung in dieser Kunst kann nicht früh genug begonnen 
werden und ist für die Kinder aller Stände von gleichmässigem Werthe. 
Nach der 4. Classe hat die Volksschule diejenigen Elemente verloren, 
welche eine höhere Ausbildung an Gymnasien und Realschulen nach- 
suchen. Der Rest werde im gemeinsamen Unterricht wie bisher durch die 
5. Classe geführt. Von nun ab beginnt der Theil der Volksschule, wel- 
cher selbständig oder mit den unteren Classen verbunden unter dem 
Namen der "Bürgerschuleu besteht. Auch diese bleibe unverändert für 
diejenigen, welche eine höhere gewerbliche oder commerzielle Ausbildung 
an Fachschulen erstreben, oder welche sich einem Berufe widmen wollen, 
der keine manuelle Geschicklichkeit erfordert; aber man gebe der 
Bürgerschule eine Parallel-Abtheilung, oder wandle in Städ- 
ten, wo die Zahl der Schüler zwei Bürgerschulen und mehr 
crheischt, eine solche in eineArbeiter-Vorbereitungsschule, 
gleichviel unter welchem Namen, um. Hier werde dem gewerb- 
lichen Zeichnen ein erhöhtes Zeitrnass ausgeworfen, dem Sprachunterrichte 
technologische Themen unterlegt und ferner in einer kleinen Werkstatt 
täglich zweistündig das Modelliren in Thon, in steifem Papier und in 
Holz (Holzverbindungen) geübt, Steinverbände (mit Holzsteinen) gelegt 
und in der oberen Classe der Gebrauch des Hebels, der Säge, der Feile 
und des Drebstahles gezeigt. Alles das ist mit sehr geringen Mitteln mög- 
lich. Ein Versuch in einer Stadt, in welcher sich bei schon bestehender 
Bürgerschule, resp. achtclassiger Volksschule das Bedürfniss der Errichtung 
einer Parallelclasse in Rücksicht auf die Schülerzahl geltend macht, würde
	        
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