543
Kunstgeschichte an der Universität in Innsbruck; zwei andere Söhne,
Manfred und Emanuel, sind ersterer als Architekt, der zweite als Bild-
hauer in Dresden thätig. R. v. E.
lieber einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe.
Von Prof. Dr. Karabacek.
(Fortsetzung)
In den Ländern des unteren Euphrat-Tigris-Gebietes und weiter
südlich herab entlang dem persischen Golf, vereinigten sich die Hauptsitze
der säsänidischen Seidenmanufacturen. Vorzüglich Chüzistän (Susiane)
und Fars (Persisl wetteiferten in 'der Erzeugung schwerer und leichter
Seidengewebe; sie bewahrten den darin erworbenen Ruf auch fernerhin
unter der Herrschaft der Sarazenen. Zwei Städte von Susiane haben sich
aus der Säsänidenzeit den Ruhm der besten Atlas- und Sammtfabrication
in den lslärn hinübergerettet: Tuster d. i. Schuster (Sosirate) und Süs
(Susa).
Wenn nun auch die iranische Sage einem Peschdädhier das Verdienst
zuschreibt, der Erste gewesen zu sein, welcher die Perser zur Verspinnung,
Verwebung und Färbung der Ganz- und Flockseide geführt"), so ent-
schädigt uns gleichwohl dafür mit Bezug auf die eben genannten Manu-
facturstätten eine bemerkenswerthe historische Nachricht: Als nämlich
Sapor IL, der Sohn des Hormizdas, um die Mitte des IV. Jahrhunderts
die an die Römer verlorenen Provinzen siegreich durchzog, soll er, wie
einst Darius mit den Milesiern aus Kleinasien verfuhr s"), eine gewisse
Anzahl aus den Einwohnern Mesopotamien's nach Susa und anderen Städten
von Persis verpflanzt haben. Weil aber unter diesen Colonisten viele in
der Weberei erfahrene Arbeiter sich befanden, datiren die Araber seit
jener Zeit den unvergleichlichen Aufschwung der Sammtfabrication von
Süs und der Atlasweberei von Tuster Zweifellos ist, dass der Textur
eines uns glücklich erhaltenen säsänidischen Seidengewebes des 4[5. Iahr-
hunderts s") wirklich ein an die spät-römische Stolfornamentik erinnerndes
typisches Gepräge anhaftet, welches sich jedoch kaum sehr lange erhalten
haben dürfte, wenngleich dieser Einfluss noch zu Justinians Zeit, als viele
Seidenarbeiter aus Tyrus und Berytus in Folge des die Privatindustrie schä-
digenden, ärarischen Monopols nach Persien auswanderten, vorwaltend ge-
wesen sein mochte "').
"') Tabari, Annales, Tom. l, ed. Barth r87g, p. 179. - Al-Berüni, ed. Sachau,
p. 103, weniger bestimmt. Vgl. auch Spiegel, Eränische Alrerthumskunde, l, 525 f.
"') Herodot, Vl, zo.
") Maäüdi, l. c. l, 124. - Bei Heyd, l. c. I, 21 ist die Ziffer l hinter Schahpur
in ll zu verbessern.
"-') Dessen Abbildung die demnächst erscheinende 4. Lieferung von F. Fisch-
bach's -Ornamente der Geweben enthalten wird,
i") Procupius, Anecdota ed. Bonn, lll, p. x40 tf,