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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 165)

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Kunstgeschichte an der Universität in Innsbruck; zwei andere Söhne, 
Manfred und Emanuel, sind ersterer als Architekt, der zweite als Bild- 
hauer in Dresden thätig. R. v. E. 
lieber einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe. 
Von Prof. Dr. Karabacek. 
(Fortsetzung) 
In den Ländern des unteren Euphrat-Tigris-Gebietes und weiter 
südlich herab entlang dem persischen Golf, vereinigten sich die Hauptsitze 
der säsänidischen Seidenmanufacturen. Vorzüglich Chüzistän (Susiane) 
und Fars (Persisl wetteiferten in 'der Erzeugung schwerer und leichter 
Seidengewebe; sie bewahrten den darin erworbenen Ruf auch fernerhin 
unter der Herrschaft der Sarazenen. Zwei Städte von Susiane haben sich 
aus der Säsänidenzeit den Ruhm der besten Atlas- und Sammtfabrication 
in den lslärn hinübergerettet: Tuster d. i. Schuster (Sosirate) und Süs 
(Susa). 
Wenn nun auch die iranische Sage einem Peschdädhier das Verdienst 
zuschreibt, der Erste gewesen zu sein, welcher die Perser zur Verspinnung, 
Verwebung und Färbung der Ganz- und Flockseide geführt"), so ent- 
schädigt uns gleichwohl dafür mit Bezug auf die eben genannten Manu- 
facturstätten eine bemerkenswerthe historische Nachricht: Als nämlich 
Sapor IL, der Sohn des Hormizdas, um die Mitte des IV. Jahrhunderts 
die an die Römer verlorenen Provinzen siegreich durchzog, soll er, wie 
einst Darius mit den Milesiern aus Kleinasien verfuhr s"), eine gewisse 
Anzahl aus den Einwohnern Mesopotamien's nach Susa und anderen Städten 
von Persis verpflanzt haben. Weil aber unter diesen Colonisten viele in 
der Weberei erfahrene Arbeiter sich befanden, datiren die Araber seit 
jener Zeit den unvergleichlichen Aufschwung der Sammtfabrication von 
Süs und der Atlasweberei von Tuster  Zweifellos ist, dass der Textur 
eines uns glücklich erhaltenen säsänidischen Seidengewebes des 4[5. Iahr- 
hunderts s") wirklich ein an die spät-römische Stolfornamentik erinnerndes 
typisches Gepräge anhaftet, welches sich jedoch kaum sehr lange erhalten 
haben dürfte, wenngleich dieser Einfluss noch zu Justinians Zeit, als viele 
Seidenarbeiter aus Tyrus und Berytus in Folge des die Privatindustrie schä- 
digenden, ärarischen Monopols nach Persien auswanderten, vorwaltend ge- 
wesen sein mochte "'). 
"') Tabari, Annales, Tom. l, ed. Barth r87g, p. 179. - Al-Berüni, ed. Sachau, 
p. 103, weniger bestimmt. Vgl. auch Spiegel, Eränische Alrerthumskunde, l, 525 f. 
"') Herodot, Vl, zo. 
") Maäüdi, l. c. l, 124. - Bei Heyd, l. c. I, 21 ist die Ziffer l hinter Schahpur 
in ll zu verbessern. 
"-') Dessen Abbildung die demnächst erscheinende 4. Lieferung von F. Fisch- 
bach's -Ornamente der Geweben enthalten wird, 
i") Procupius, Anecdota ed. Bonn, lll, p. x40 tf,
	        
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