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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 166)

wie durch den Schnitt und die Zusammensetzung der einzelnen Stücke 
die Näthe und der Zug der Falten angedeutet erscheinen. Helleres Holz 
kömmt an den Aermeln in Verwendung", auch sind hier die Schatten- 
partien durch Einbrennen gewonnen, das hellste endlich gibt die beleuch- 
teten Stellen von Gesicht und Händen. Grün gefärbte Fournire, von denen 
die spätere lntarsienkunst so reichlich Gebrauch macht, finden sich nur 
an der Cypresse und im Schwanz des Papageis. Die perspectivisch ver- 
kürzte Leibung des Fensters, durch welche das Bild auf drei Seiten um- 
rahmt wird, trägt Füllungen von Verde antico-lmitation. Letztere besteht 
aus einem Gemisch von Holzschnitzeln, Sägespänen und sogenannter 
scagliola, einem Teig aus Marmorstaub, der auch bei Steinmosaik in An- 
wendung kömmt"). 
Die künstlerische Qualität des Werkes entspricht dem hohen Ruf, 
dessen sich Barili weit über seine Vaterstadt Siena hinaus erfreute. Frei- 
lich, wenn er sich gedrängt fühlt, den Beschauer darauf hinzuweisen, 
dass es nicht gemalt, sondern mit dem Messer (caelo) ausgeführt sei, so 
ist das eine arge, nur durch die Ruhmredigkeit der Zeit motivirte Ueber- 
treibung. Und glücklicher Weise, denn gerade die stilvolle Selbstbeschrän- 
kung, das Verzichten auf eine dem Material fremde Wirkung erhebt seine 
Arbeit über das Niveau von Kunststücken, mit denen später der über- 
reizte Geschmack des 17. und 18. Jahrhunderts gekitzelt wird. Nirgends 
ist ein übermässiges Relief angestrebt, der Charakter der decorativen 
Füllung bleibt so viel als möglich gewahrt. Dabei gehört Barili keines- 
wegs zu den Intarsiatoren, die nach Vasari piu pacienza che disegno hätten. 
Die Figur ist sicher und scharf gezeichnet und voll charakteristischer 
Bewegung, die Perspective richtig gehandhabt. 
Bei alledem ist die Wirkung keine rein künstlerische. Härte der 
Modellirung, das Fehlen aller Uebergänge, die unruhige Haltung, die 
') Die Tafel misst 88'S (Zentimeter in der Höhe und 54'5 Centirneter in der 
Breite. Die Fournire bestehen nach der freundlichen Mittheilung Prof. O. Beyer's aus 
Birn- und Nussbaum, aus Eiche, Ahorn, Buxbaum, Mahagoni, Palisander, letzteres von 
besonders leuchtender Farbe, und endlich aus einem in Textur wie Härte der Birke am 
ähnlichsten Holze. Zur Unterlage sind Pappelbretter verwendet. Der Zustand des Werkes, 
im Ganzen ein günstiger, zeigt leider gerade an den wichtigsten Stellen nicht unbe- 
deutende Mängel. Die Hände haben sehr vom Holzwurm gelitten, überdies ist an jeder 
derselben ein Finger ergänzt, in besonders roher Weise derjenige der Rechten. Auch 
am Gesicht finden sich unverkennbare Restaurirungen, ja es ist sogar fraglich, 0b die- 
selben überhaupt noch ein Stück der ursprünglichen Bekleidung übrig gelassen haben. 
Neu ist vor Allern der unverstandene, hart begrenzte Schatten, der sich über Stirn und 
Nasenrucken zieht. Es wurde dazu, wie zu einem ebenfalls unzweifelhaft später ein- 
gesetzten Stück der Fensterbrüstung Birnbaumholz genommen. Aber auch die gut erhaltenen 
Ahornfournire, aus denen der übrige Theil des Gesichtes gebildet ist. weisen auf ein 
moderneres Datum. Auffallend wäre, dass dasselbe Material nur an den Händen dem 
Wurmfrass nicht hätte widerstehen können. Dazu kommt noch, dass, während Hals und 
Ohr durch eingebrannte Schatten müglichst modellirt erscheinen, alle derartigen Versuche 
gerade hier, wo sie doch am naheliegendsten wären, fehlen.
	        
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