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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 173)

Viollet-Le-Duc: Histoire d'un dessinateur, comment on apprend a 
dessiner. Paris, J. Hetzel Gt C"., 1880. 8. 
Den Manen des Verfassers sei unser Dank gebracht für dieses sein posthumes 
Werk. Möge es jenen Armen im Geiste, welche im gedankenlosen Nachstricheln unver- 
standener Vurlageblatter ihr Heil erblicken, den rechten Weg weisen helfen als eine 
andere Biblia pauperum! 
Die leichtverstandliche und anregende Form, in welche Viollet-Le-Duc die ideale 
Geschichte eines jungen Mannes gekleidet, welcher das Zeichnen unter der Leitung eines 
verständigen und wohlgebildeten Meisters als etwas Besseres als eine blos mechanische 
Augen- und Fingerfertigkeit erlernt, dürfte das damit Gebotene wohl auch jenen Köpfen 
fasslich machen, welche sonst die Körner des Wissens als pure graue Theorie und des 
wKünstlersc unwürdig durch das weitlücherige Gedankensieb fallen lassen. 
Gelangt auch nur die Minderzahl der Leser zum Begreifen der Thatsache, dass 
sich die Zeichenfertigkeit zum Zeichnen genau so verhält wie das Sprechen als 
bloße Fertigkeit genommen zur Sprache, so ist der Zweck des in Rede stehenden 
Buches reichlich erfüllt. 
Mag sein, dass eben der Zweck dieses Buches auch von Manchen missverstanden 
werden wird. Viele werden das Gebotene als eine Anleitung zum Zeichnen in nuce hin- 
nehmen; doch ist ein solcher Irrthum nur bei oberflächlicher Betrachtung des Inhalts 
möglich, welcher ja nichts Anderes beabsichtigt, als den Weg zu weisen in das weite 
Gebiet, welches der Zeichner zu erobern und zu beherrschen hat; mit einem Worte, in 
motivirter WVeise die Frage zu beantworten: Wie und zu welchem Zwecke lernt 
man Zeichnen? 
Nicht verhehlen wollen wir aber auch, dass der Verfasser den Nutzen unbetunt 
lasst, welcher dem Lehrlinge im Zeichenfache daraus erwächst, dass er die Arbeiten 
seines Meisters unter dessen Hand vor den Urbildern entstehen sieht und auf diese Weise 
das Endziel der Anwendung seiner gesammelten theoretischen Kenntnisse klarer zu er- 
fassen und leichter zu erreichen im Stande ist. 
Wir müssen es jedoch bei der bloßen Berührung dieses Punktes bewenden lassen, 
da jede weitere Ausführung desselben uns zu_ sehr von unserer Aufgabe an dieser Stelle 
ablenken wurde. 
Wilh. Klein: Euphronios. Eine Studie zur Geschichte der griechischen 
Malerei. Wien, K. Gerolcfs Sohn, 1879. 4". 
Im Jahre t873 hatte Alexander Conze begonnen. die erhaltenen Bilder der be- 
deutenderen Vasenmaler zu sammeln und in geordneter Folge in den archäologischen 
Vorlegeblattern zu publiciren. Es schien ihm geboten, mit dem eigenartigsten unter 
ihnen, mit Euphronios zu beginnen, Duris und Brygos folgten zunachst, Nachdem Heide- 
mann, Michaelis und Andere versucht hatten, die beiden letztgenannten als lndividualitaten 
festzustellen. war es dem Verfasser vorliegender Schrift, der das Glück hatte, jene oben 
erwähnten Bestrebungen an Conze's Seite von ihrem Beginne an verfolgen zu können, 
vorbehalten, Euphronios in seinen Beziehungen zu Gleichzeitigen und Nachfolgern zu 
schildern. Er beginnt die Gruppe von Malern zu besprechen, welche sich mit dem Namen 
des Epiktetos in Verbindung bringen lassen, findet Euphronios unter ihnen, und bringt 
caput 2-9 eine sorgfältige interessante Beschreibung und Erklärung von dessen acht er- 
haltenen Vasen, gleichsam einen begleitenden Text zu jener Conzdschen Publicadon. Der 
Vasenrnaler in seiner Entwickelung wird für uns lebendig, die sieben ersten Vasen werden 
uns in jedes Detail der künstlerischen Absicht hinein verständlich, freilich um das Rathsel, 
welches die letzte aufgibt, noch verschlungener zu gestalten. Eine Uebersicht der Gefasse 
des epiktetischen Kreises bringt ein sehr übersichtlich angelegter Anhang. Dass Euphronios 
und jener Kreis nicht archaisirten. hat der Verfasser bewiesen, wenn er sich jedoch gleich 
in der Einleitung gedrungen fühlt, sich gegen die Annahme, dass griechische Vasenmaler 
absichtlich archaisirten, ausdrücklich und feierlich zu verwahren, so wird er wohl Manehem 
erlauben müssen, dass ihm diese Annahme erst recht zum Probleme wird. 
. 
Das -Repertorium fur Kunstwissenschaftu, redigirt von den Professoren Janit- 
schek und Woltmann, nimmt raschen und erfreulichen Fortgang. Vom Ill. Bande ist 
soeben das erste und zweite Heft erschienen, mit interessanten Beitragen von H. Hymans 
(über Rubens), Janitschek (über Palermitaner Malerei), Janitsch, Bucher, Reber, und ein- 
gehender Bibliographie.
	        
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