nach und nach eingedrückt. Es trat aber auch die Farbe hinzu, ins-
besondere bei jenen Bänden, welche den Halt, das Grundschema der Deco-
ration angaben. Die Farbe konnte mit dem Pinsel hinzugefügt sein, die
bessere Art aber bestand aus zugeschnittenem, feingeschabten und auf-
geklebtem farbigen Leder.
Die farbige, mosaikartige Methode, welche einen Theil der Einbände ,
Groliers ausgezeichnet, wurde gegen das Ende des 16. Jahrhunderts wieder
aufgegeben, dagegen die goldene Linienführung immer feiner, verschlun-
gener und durchgebildeter gemacht. ln dieser Beziehung hat das 17. Jahr-
hundert noch überaus reizende und vollkommene, oft aber zu reiche
Leistungen aufzuweisen. Pßanzenornarnente, Zweige, Ranken und Blüthen
schlangen sich nun auch durch die Arabesken und wurden zuweilen nur
in Punkten mit äußerster Zartheit ausgeführt. Frankreich stand an der
Spitze dieser Entwicklung, wie es ja auch seit den Zeiten Richelietfs,
Mazarins und Colberts die Führung in Mode und Geschmack besass. Italien,
dessen Bücher sich im 16. Jahrhunderte durch eine gewisse Einfachheit
ausgezeichnet hatten, trat entschieden zurück. Es fiel auch in dieser Be-
ziehung den Plumpheiten und Rohheiten seines Barockstiles anheim.
(Schluss folgt.)
Die Aufgaben der Frescomaloroi in der Vntivkircho.
Mehrere Jahrzehnte sind vergangen, seitdem unter Führichs und van
der Nlills Oberleitung in der Altlerchenfelder Kirche eine Reihe von
österreichischen Künstlern mit der Ausführung eines Cyklus von Fresco-
malereien vom Unterrichtsministerium betraut worden. Die hochachtbaren
Leistungen dieser Künstler, darunter Fiihrich, Kupelwieser, Blaas, Carl
Mayer, Dobyaschofsky, Binder u. A., haben seit dieser Zeit anWerth und
Bedeutung nichts verloren. Alle die in jenen Tagen sich für Hebung
der großen figuraleu Kunst interessirten, hegten die Hoßnung, dass das,
was damals begonnen wurde, eine spätere Zeit bei passender Gelegenheit
fortsetzen würde. Damals stand Wien im Anfangsstadium der Stadtv
erweiterung; die Architekten trugen sich mit den schönsten Hoffnungen.
Noch waren die Monumentalbauten nicht gebaut, welche Wien zu einer
Weltstadt, zu einer Metropole der modernen Architektur erhoben haben.
Die von Georg Müller gebaute Altlerchenfelder Kirche mit ihrem
Freskencyklus war eine Nachblüthe der großen deutschen romantischen
Malerschule, deren Träger durch König Ludwig zur Ausführung von
Fresken in der Bonifaciuskirche, Ludwigs- und Allerheiligen-Hofkirche in
München und im Speyerer Dome berufen wurden. Seit jener Zeit hat nur ein
einziger Monurnentalbau am Stadterweiterungs-Terrain, das Hofopenheater,
alle Anforderungen der großen decorativen und historischen Kunst vollständig
befriedigt. Alles was sich in Malerei, Plastik, _in den Klein- und decorativen