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wir nur noch in diesem ersten Saale der Ausstellung die vortrefflichen
geschlagenen Messinggefässe von Frank, die gleichen Schüsseln und Schalen
so wie die Tauschir-lmitationen von Novak und Grünwald, denen der
Erstere einige Tauschirarbeiten in echter Technik hinzugefügt hat, die
gut ausgeführten, in Styl und Zeichnung leider verfehlten Elfenbeingegen-
stände von Ritter, die Zinngefässe von Rainer in Innsbruck und Zamponi
in Graz, deren Bedeutung wir gelegentlich der Grazer Ausstellung erst
kürzlich gewürdigt haben.
Dagegen können wir eine andere, anscheinend unbedeutende Collection
nicht unbeachtet lassen. Zum ersten Male sind auf der Weihnachts-Aus.
stellung die Cartonnagearbeiten vertreten und zwar in einer ziemlichen Anzahl
von Bonbonnieren und Cassetten, ausgestellt von A. Swoboda. Wir ge-
denken ihrer, nicht weil sie sich durch ihre Schönheit auszeichnen, sondern
weil wir hier einen hübschen und anmuthigen Kunstindustriezweig gänzlich
unfrei, gänzlich im französischen Geschmacke sich bewegen sehen. Ja wir
fürchten - und es ist wohl so - dass, was von dieser Art in Wien oder
Oesterreich überhaupt verbraucht wird, direct von Frankreich importirt
ist. Es erscheint das gänzlich unnöthig. Wenn Cunsument und Fabrikant
den ernsten Willen haben, hier eigene Wege zu gehen, um sich von
Frankreich unabhängig zu machen, so ist das heute ohne viel Schwierigkeit
möglich. Die Kunstschule des Museums hat hinlänglich iunge Kräfte er-
zogen, die mit Phantasie, Talent und Fertigkeit und sicherlich auch nicht
mit höheren Ansprüchen im Stande wären, geschmackvollere, reizvollere
Gegenstände zu schalten, als wir sie hier sehen, und Gegenstände, die in
der Art unser eigen, die österreichisch wären.
Aehnlich ist es mit den Fächern und anderen dahin gehörigen
Galanterie-Gegenständen. Wir constatiren mit Vergnügen, dass diesmal die
ausgestellten Fächer manches Hübsche bieten und Besseres als in den
vorausgegangenen Jahren, immer aber stehen sie hinter den französischen
Arbeiten zurück und sind an Eleganz und Anmuth nicht dasjenige, was
sie sein könnten. Und auch bei ihnen könnte Selbstständiges geschaffen
werden, wenn ein erfinderischer, phantasievoller Kopf sich der Sache
annähme.
Noch schlimmer, weil der Gegenstand bedeutender ist, steht die
Sache mit den Faiencen. Trotz aller unserer Anstrengungen stehen wir
- das ist unleugbar - noch weit zurück hinter den Kunstfaiencen
Frankreichs, die heute vielleicht die schönste Blüthe seiner Kunstindustrie
bilden. Wir stehen zurück an Technik, an malerischer Wirkung und ganz
vor Allem an Ausdehnung. Was wir der überwältigenden Massenhaftigkeit
der französischen Erzeugnisse gegenüberstellen können, ist verschwindend
an Zahl. So ist es denn von eigentlichen Kunstfaiencen sehr Weniges,
was die Weihnachts-Ansstellung ziert. Es ist zwar einiges Hübsche und
Ansprechende darunter, so die Arbeiten von J. Bauer, welcher gegenwärtig
der beste Faiencemaler in Oesterreich ist, ein paar Schüsseln von Isella