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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 184)

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wir nur noch in diesem ersten Saale der Ausstellung die vortrefflichen 
geschlagenen Messinggefässe von Frank, die gleichen Schüsseln und Schalen 
so wie die Tauschir-lmitationen von Novak und Grünwald, denen der 
Erstere einige Tauschirarbeiten in echter Technik hinzugefügt hat, die 
gut ausgeführten, in Styl und Zeichnung leider verfehlten Elfenbeingegen- 
stände von Ritter, die Zinngefässe von Rainer in Innsbruck und Zamponi 
in Graz, deren Bedeutung wir gelegentlich der Grazer Ausstellung erst 
kürzlich gewürdigt haben. 
Dagegen können wir eine andere, anscheinend unbedeutende Collection 
nicht unbeachtet lassen. Zum ersten Male sind auf der Weihnachts-Aus. 
stellung die Cartonnagearbeiten vertreten und zwar in einer ziemlichen Anzahl 
von Bonbonnieren und Cassetten, ausgestellt von A. Swoboda. Wir ge- 
denken ihrer, nicht weil sie sich durch ihre Schönheit auszeichnen, sondern 
weil wir hier einen hübschen und anmuthigen Kunstindustriezweig gänzlich 
unfrei, gänzlich im französischen Geschmacke sich bewegen sehen. Ja wir 
fürchten - und es ist wohl so - dass, was von dieser Art in Wien oder 
Oesterreich überhaupt verbraucht wird, direct von Frankreich importirt 
ist. Es erscheint das gänzlich unnöthig. Wenn Cunsument und Fabrikant 
den ernsten Willen haben, hier eigene Wege zu gehen, um sich von 
Frankreich unabhängig zu machen, so ist das heute ohne viel Schwierigkeit 
möglich. Die Kunstschule des Museums hat hinlänglich iunge Kräfte er- 
zogen, die mit Phantasie, Talent und Fertigkeit und sicherlich auch nicht 
mit höheren Ansprüchen im Stande wären, geschmackvollere, reizvollere 
Gegenstände zu schalten, als wir sie hier sehen, und Gegenstände, die in 
der Art unser eigen, die österreichisch wären. 
Aehnlich ist es mit den Fächern und anderen dahin gehörigen 
Galanterie-Gegenständen. Wir constatiren mit Vergnügen, dass diesmal die 
ausgestellten Fächer manches Hübsche bieten und Besseres als in den 
vorausgegangenen Jahren, immer aber stehen sie hinter den französischen 
Arbeiten zurück und sind an Eleganz und Anmuth nicht dasjenige, was 
sie sein könnten. Und auch bei ihnen könnte Selbstständiges geschaffen 
werden, wenn ein erfinderischer, phantasievoller Kopf sich der Sache 
annähme. 
Noch schlimmer, weil der Gegenstand bedeutender ist, steht die 
Sache mit den Faiencen. Trotz aller unserer Anstrengungen stehen wir 
- das ist unleugbar - noch weit zurück hinter den Kunstfaiencen 
Frankreichs, die heute vielleicht die schönste Blüthe seiner Kunstindustrie 
bilden. Wir stehen zurück an Technik, an malerischer Wirkung und ganz 
vor Allem an Ausdehnung. Was wir der überwältigenden Massenhaftigkeit 
der französischen Erzeugnisse gegenüberstellen können, ist verschwindend 
an Zahl. So ist es denn von eigentlichen Kunstfaiencen sehr Weniges, 
was die Weihnachts-Ansstellung ziert. Es ist zwar einiges Hübsche und 
Ansprechende darunter, so die Arbeiten von J. Bauer, welcher gegenwärtig 
der beste Faiencemaler in Oesterreich ist, ein paar Schüsseln von Isella
	        
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