Benedictinerstifte Göttweih gehören. Einen besonderen Vorzug, mit Rück-
sicht auf den Zweck der Sammlung, bildet ihre Mannigfaltigkeit in Form,
Farbe und Decorationsart. Von den bei Piccolpassi nArte del Vasajou
angeführten Formen sind die meisten in der Sammlung vertreten. Wir
finden die flache Schale auf höherem Fuß nScodella-i, die tiefere Schale
auf niederern Fuß i-Ongarescau, flache Schüsseln "Taglieriu, tiefe Schüs-
seln und Teller wBaciliw, die Schüsseln mit Frauenbildnissen im Mittelfeld
nCoppa amatorian, den wTondino-A, jene tiefe Schale mit breitem, horizon-
talem Rand, eine bedeutende Zahl Apothekerbüchsen von cylindrischer,
schwach concaver Form, wAlbarelliu, und andere verschieden geformte
wVasi di specieriac, ferner eine Anzahl jener prächtig decorirten wpiatti
di pompau, welche zum Schmuck der Buffets dienten, die Pilgerflaschen
wüaschiniu und endlich verschiedene Formen von Kannen, Krügen, Salz-
fässern und Becken.
Obwohl wir nun, auf die einzelnen Fabriken übergehend, mit denen
in Toscana, der Wiege der italienischen Majolikafabrication, beginnen
sollten, ziehen wir es dennoch vor, einen der urbinatischen Fahrications-
orte und zwar Pesaro an die Spitze zu stellen, weil die ältesten Stücke
der Sammlung, welche zugleich den Zusammenhang der spanisch-mauri-
schen mit den italienischen Faiencen recht anschaulich machen, diesem
Fabricationsorte angehören. Die drei Mezzamajoliken (Nr. 22-24) aus der
Zeit um 1500 gehören ohne Zweifel zu den ältesten Stücken dieser Ab-
theilung. Es sind zwei Schalen auf Füßen (eine Scodella und eine Onga-
resca) und eine Schüssel. Alle drei rangiren unter die Gattung der Coppe
amatorie, jenen zum Geschenk für die Geliebte bestimmten Majolilren,
deren Decoration diesen Zweck unverkennbar ausspricht: Nr. 22 und a3
tragen in der Mitte ein weibliches Brustbild, Nr. 24 zeigt ein von Pfeilen
durchbohrtes Herz, und bei Nr. 23 finden wir auch die übliche schmei-
chelhafte Inschrift. Die Aehnlichkeit dieser Ohiecte mit den spanisch-
maurischen ist auffallend und zeigt sich sowohl in der Decoratiou vivie im
grünlich-braunen Lustre. Weitere Beispiele dieser Art findet man bei
Labarte 1), Lievre s) und Demmin 9), während bei Darcel w) eine Schüssel
aus Pesaro aus späterer Zeit (1544) mit mythologischer Darstellung ab-
gebildet ist.
Der Fabrik von Chaffagiolo, dem vermuthlichen Ausgangspunkt
der toskanischen Majoliken, glauben wir drei Fliesen (Nr. 31-33) aus
dem Anfang des i6. Jahrhunderts zuschreiben zu müssen, von welchen
. Nr. 31 und 32 aus dem Hause der heil. Katharina in Siena, Nr. 33 aus
7) Labnne, Ans induslriels ll. Pl. CXXIV. Dieselbe Schüssel ist auch bei Darcel
Pl. 38 abgebildet, wird aber hier der Fabrik Deruta zugeschrieben. r
') Liävre, Coll. celebres Pl. 89.
') Demmin, Hist. cer. l. Pl. CXIX; zwei sehr charakteristische Vasen.
") Darcel, Fnienccs ital. PI. 79.
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