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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 184)

Benedictinerstifte Göttweih gehören. Einen besonderen Vorzug, mit Rück- 
sicht auf den Zweck der Sammlung, bildet ihre Mannigfaltigkeit in Form, 
Farbe und Decorationsart. Von den bei Piccolpassi nArte del Vasajou 
angeführten Formen sind die meisten in der Sammlung vertreten. Wir 
finden die flache Schale auf höherem Fuß nScodella-i, die tiefere Schale 
auf niederern Fuß i-Ongarescau, flache Schüsseln "Taglieriu, tiefe Schüs- 
seln und Teller wBaciliw, die Schüsseln mit Frauenbildnissen im Mittelfeld 
nCoppa amatorian, den wTondino-A, jene tiefe Schale mit breitem, horizon- 
talem Rand, eine bedeutende Zahl Apothekerbüchsen von cylindrischer, 
schwach concaver Form, wAlbarelliu, und andere verschieden geformte 
wVasi di specieriac, ferner eine Anzahl jener prächtig decorirten wpiatti 
di pompau, welche zum Schmuck der Buffets dienten, die Pilgerflaschen 
wüaschiniu und endlich verschiedene Formen von Kannen, Krügen, Salz- 
fässern und Becken. 
Obwohl wir nun, auf die einzelnen Fabriken übergehend, mit denen 
in Toscana, der Wiege der italienischen Majolikafabrication, beginnen 
sollten, ziehen wir es dennoch vor, einen der urbinatischen Fahrications- 
orte und zwar Pesaro an die Spitze zu stellen, weil die ältesten Stücke 
der Sammlung, welche zugleich den Zusammenhang der spanisch-mauri- 
schen mit den italienischen Faiencen recht anschaulich machen, diesem 
Fabricationsorte angehören. Die drei Mezzamajoliken (Nr. 22-24) aus der 
Zeit um 1500 gehören ohne Zweifel zu den ältesten Stücken dieser Ab- 
theilung. Es sind zwei Schalen auf Füßen (eine Scodella und eine Onga- 
resca) und eine Schüssel. Alle drei rangiren unter die Gattung der Coppe 
amatorie, jenen zum Geschenk für die Geliebte bestimmten Majolilren, 
deren Decoration diesen Zweck unverkennbar ausspricht: Nr. 22 und a3 
tragen in der Mitte ein weibliches Brustbild, Nr. 24 zeigt ein von Pfeilen 
durchbohrtes Herz, und bei Nr. 23 finden wir auch die übliche schmei- 
chelhafte Inschrift. Die Aehnlichkeit dieser Ohiecte mit den spanisch- 
maurischen ist auffallend und zeigt sich sowohl in der Decoratiou vivie im 
grünlich-braunen Lustre. Weitere Beispiele dieser Art findet man bei 
Labarte 1), Lievre s) und Demmin 9), während bei Darcel w) eine Schüssel 
aus Pesaro aus späterer Zeit (1544) mit mythologischer Darstellung ab- 
gebildet ist. 
Der Fabrik von Chaffagiolo, dem vermuthlichen Ausgangspunkt 
der toskanischen Majoliken, glauben wir drei Fliesen (Nr. 31-33) aus 
dem Anfang des i6. Jahrhunderts zuschreiben zu müssen, von welchen 
. Nr. 31 und 32 aus dem Hause der heil. Katharina in Siena, Nr. 33 aus 
7) Labnne, Ans induslriels ll. Pl. CXXIV. Dieselbe Schüssel ist auch bei Darcel 
Pl. 38 abgebildet, wird aber hier der Fabrik Deruta zugeschrieben. r 
') Liävre, Coll. celebres Pl. 89. 
') Demmin, Hist. cer. l. Pl. CXIX; zwei sehr charakteristische Vasen. 
") Darcel, Fnienccs ital. PI. 79. 
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