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tere Arbeit, als auf dem losen Emailpulver der Alten, - und das Ver-
schmelzen der Farben, die glücklich die alten imitiren, aber auch in viel
reicherer Zahl zur Verfügung stehen, das Verschmelzen derselben wird
in moderner Weise durch einen Ueberzug einer harten, durchsichtigen
Fayenceglasur bewirkt, die, nach modernen Principien aufgebrannt, das
Werk weit sicherer gelingen lässt.
Ginori leistet in der Technik wirklich Meisterhaftes. Die großartige
Ausstellung Ginori": im Jahre 1878 zu Paris konnte ganz den Eindruck
einer kostbaren Altmaiolika-Sammlung machen. Jedes Muster, jede beson-
dere Technik der Alten war da vertreten: die schönen Urbinogefäße mit
den Grotesken auf weißem Grunde, die Copien nach Orazio Fontana, die
Gubbioschüsseln mit dem von Ginori zuerst wiedergefundenen Rubinlüster
des Maestro Giorgio, die hispanisch-maurisehen Lüstergefäße, bis zu der
plastischen Majolika nach Luca della Robbia.
Seine technische Ueberlegenheit über die Alten, die ganze Kraftfülle
der durch die neuere Farbenchemie ganz und gar vervollständigten Pa-
lette zeigte Ginori an einem Gemälde auf einer großen Amphora, das
eine getreue Copie des großen und herrlichen Frescobildes Guido Reni's
im Palaste Rospiglioso in Rom vorstellte.
Die Preissätze, die Ginori allen seinen Werken gibt, sind freilich
auch staunenerregend; dass sie möglich, ist ein gutes Zeichen für den
Kunstsinn unserer Zeit', zugleich auch der Beweis, wie Ginori die Kunst
zu schätzen weiß - nämlich seine eigene.
Die echte, einst so stolze Majolika spielt heute eine untergeord-
nete, eine traurige Rolle, sie ist repräsentirt in dem sogenannten Weiß-
hafnergeschirr, dem weißen Bauerngeschirr, wie man es am Lande
so häufig antriift. Schönere, edlere Producte haben sie im Laufe der Zeit
in der allgemeinen Verwendung verdrängt - zunächst das Porzellan,
dieses edelste keramische Erzeugniss. ,
Das Porzellan ist in seinen Eigenschaften und Merkmalen so ab-
geschlossen und deutlich charakterisirt, dass es sich nicht leicht einer
anderen Thonwaare an die Seite stellen lässt.
Die schöne weiße und transparente Masse, die vollkommen verglast,
dicht, absolut undurchlässig ist, die Härte der Glasur, die von der Masse
nicht sehr verschieden zusammengesetzt, mit derselben im hohen Feuer
des Porzellanbrandes zu einem Körper verschmolzen erscheint, geben
dem Porzellan das sonst unerreichte edle Gepräge.
Bekanntlich ist das Porzellan chinesischen Ursprunges und wurde
dort schon zu Beginn unserer Zeitrechnung verfertigt.
In Europa scheint man nähere Kenntniss davon erst durch den be-
rühmten venetianischen Reisenden Marco Polo erhalten zu haben, der
1295 aus China zurückgekehrt, unter vielem anderen Fabelhaften auch
die kühnsten Märchen über das chinesische Porzellan auszubreiten wusste.
Mit den wachsenden Handelsbeziehungen zwischen Europa und dem Orient