234i
zu einem ruhigen, normalen Fortschritte von der alten Töpferwäare und
Maiolika weiter zur Fayence.
Wie in der Geschichte der Chemie der Rummel der Alchymie, die
Jagd nach Gold und dem Stein der Weisen segenbringend war, Schätze
von Erfahrungen lieferte, die die Grundlage unserer heutigen Chemie
wurden, so brachte die hohe Werthschätzung des Porzellans, ich möchte
sagen, der Porzellanrummel, der bedeutende Männer aus allen Zweigen
des Wissens und der Kunst dieser Fabrication zuflihrte, auch hier eine
solche Summe von Erkenntnissen und Erfahrungen zu Tage, dass nun
die gesammte Keramik daraus zu schöpfen, sie vom ganz eigenartigen
Porzellan auf die normale Thonwaare zu übertragen vermag. Das Por-
zellan ist ein ganz eigenthiimliches Product. Die Grundlage desselben,
der Klaoiliin (oderiPorzellavnerde) ist gewissermaßen Thon im Entstehungs-
zustande, wie der Chemiker sagt, im statu nascenti.
Der Thon, die Thonsubstanz, die allen unseren Poterien zu Grunde
lie t und d'e zu Be inn schon Hlichti bes rochen wurde ist nämlich
8 _k v, 8 8 P 1
durchwe s kein Urstotf, sondern ein Zersetzun s roduct ein Verwitterun s-
B 8 P ) E
product von festen Gesteinen, namentlich von Feldspath.
Es ist dies ein weißes Mineral, das in starker Hitze zu einer durch-
scheinenden emailähnliehen Masse schmilzt. Dieser Feldspath, der als Be-
standtheil ganzer Gebirge auftritt, zersetzt sich in der Natur durch Wasser
und Luft, verwittert und bildet dann eine weiße, zerreibliche, krlimlige
Masse, den Kaoliu. In Wasser zerrtihrt, setzen sich die gröberen, unzer-
setzten Körner zu Boden, während die feinen, thonigen Theilchen lange
schweben bleiben, abgegossen, abgeschlämmt werden können.
Der geschlämmte Kaolin, reiner Thon, denn das ist aus dem
Feldspath geworden, ist nun eine feine weiche Masse, im schärfsten Feuer
unveränderlich, unschmelzbar, höchst feuerfest.
Um daraus Porzellan zu machen, wird dem Kaolin Feldspathpulver
zugesetzt, so dass eine Masse entsteht, die im scharfen Feuer des Por-
zellanofens - und das sind gegen 2000 C." - zwar noch nicht schmilzt,
aber erweicht, glasig, durchscheinend wird, während die mit mehr Feld-
spath hergestellte Glasur dabei vollkommen glasig schmilzt, sich mit der
Masse zu einem Körper vereinigt und derselben die glatte glänzende
Oberfläche verleiht. Leicht erzählt und schwer gemacht.
Der Kaolin findet sich ziemlich selten, denn meistens konnte das
Verwitterungsproduct nicht an Ort und Stelle liegen bleiben, wurde halb-
zersetzt vom Wasser weggeschwernmt, dabei ganz zersetzt, geschlämmt
und, mannigfach verändert, an anderen Orten abgesetzt. So sind die
Thone, unsere Thonlager entstanden. Ist der Thon auf dem Wege rein
geblieben, frei von Verunreinigungen, dann finden wir ihn als sogenannten
Pfeifenthon, weißbrennend. ln den meisten Fällen ist der Thon auf
seinem Wasserwege durch fremdes Steinmehl verunreinigt worden! es sind