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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 188)

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lm Jahre 1876 auf der Münchener Ausstellung traten diese soge- 
nannten Schweizer Majoliken zum ersten Male höchst bescheiden in 
wenigen Stücken auf und erregten sogleieh die Aufmerksamkeit aller 
Kenner. Keller-Leutzinger brachte da Vasen mit persischen Decorations- 
motiven, breithenklige Amphoren mit Wappenschildern und Weinreben, 
Blumensternen u. dgl. 
Die gegebene Anregung verbreitete sich weiter und weiter, es kam 
Leben in alle Werkstätten Heimbergs, man gritf zurück auf die alten 
Muster, überließ sich vertrauensvoll tüchtiger Leitung, und der Erfolg? 
Das Naive, Urwüchsige der erzielten Producte, die Harmonie der wenigen 
Farben - wer kann alle die schönen Seiten dieser Producte aufzählen? 
Alles wirkt so packend, dass kommen musste, was kam. 
In der Zeit von vier Jahren hat die Industrie einen unglaublichen Auf- 
schwung genommen. Auf der Pariser Ausstellung 1878 war die Schweizer 
Majolika ein förmliches Wallfahrtsziel, die von drei Heimberger Geschäfts- 
häusern veranstaltete Collectiv-Ausstellung in dauerndem Belagerungs- 
zustand, Aufträge häuften sich über Aufträge, die ganze Collection wurde 
durch die Bank S-iomal, ja einzelne Stücke 3o-40mal verkauft, in 
Paris sogleich ein ständiges Lager etablirt, und nun fluthen die Schweizer 
Majoliken -man nennt einmal im Publicum alles bunt Glasirte Majolika- 
auf allen Handelswegen in die weite Welt. Männer, Frauen und Kinder 
in und um Heimberg arbeiten mit vollen Händen an den nicht zu be- 
wältigenden Aufträgen, die Männer bearbeiten Thon und Farben, formen 
und brennen, Frauen und Kinder decoriren. Freilich ohne althergebrachte, 
angestammte Kunstfertigkeit wäre ein solcher fast momentaner Aufschwung 
nicht denkbar. 
Die Schweizer Majolika rangirt also, wie wir sahen, unter die uralte, 
simple Töpferwaare. Im Laufe der Zeit mögen wohl das Bestreben', die 
weiche Töpferglasur härter, widerstandsfähiger. bleiärmer zu machen, das 
Hinzutreten neuer Elemente in die Glasurcomposition, so des Feldspathes 
und der Borsäure, die Auffindung weißer Thone, namentlich in England, 
und damit die Möglichkeit weißes, porzellanartiges Geschirr zu erzeugen, 
die successiven Momente gewesen sein derVeredlung des Töpfergeschirres 
in die echte Fayence, unser sogenanntes Steingut. (Schluss folgß) 
Eln Gasullenk für den Krnnprlnxen Rudolf. 
Der Prunkschrank, welchen die Großindustriellen und Kaufleute Wiens dem kran- 
prinzlichen Paare zur Vermälung darzubringen beabsichtigen, ist in allen Hauptsachen 
vollendet und wird unter den zahlreichen Gegenständen, welche bei iener Gelegenheit 
den Ruhm der Wiener Kunstindustrie verkünden werden, sicherlich in der ersten Reihe 
stehen; unter dem Gesichtspunkte der Kunstlechnik betrachtet, dürfte die Arbeit ober- 
haupt nichtjhresgleichen linden. Bekanntlich ist der Schrank für die Aufbewahrung von 
Aquarellen bestimmt; er wird zum Theil rnit Blättern von der Hand unserer ersten 
Künstler auf diesem Gebiete angefüllt werden, aber noch Raum für eine künftige Ver- 
mehrung der Sammlung behalten und soll außerdem gleich als Pult zum Aufstellen ein-
	        
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