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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 188)

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zelner Bilder dienen. Dieser doppelte Zweck war maßgebend für die Gestaltung des 
Möbels. Regierungsrath Storch, welcher den Entwurf gemacht und die Ausführung 
geleitet hat, und dem als Vertreter des Comite"s Baron Albert Rothschild thitigst zur 
Seite stand, gliederte den Schrank in zwei Theile. Ein etwa l Meter hoher Untersatz, 
dessen Vorderseite sich als Thür öffnet, bildet eine eigene Abtheilung, gewissermaßen 
das Depot, in welchem die Passepartouts mit Gemälden horizontal unterzubringen sind. 
Der Obertheil misst ohne die Bekronungshguren 1-34 Meter und enthält zu unterst eine 
Lade (für Schlüssel u. s. w.), und darüber erhebt sich, durch min kräftiges Gesims gea 
trennt, in einer Breite von mehr als 1'], Meter ein zweiter Schrank mit Thüren an den 
Seiten, so dass die dort senkrecht aufgereihten Cartons herausgezogen und an der prakti- 
cablen Vorderwand wie auf einen Pult aufgestellt werden können. Der Untersatz zeigt, 
von einer Cartouche im Stile der deutschen Renaissance umgeben, ein Oval, in Silber 
getrieben, welches in zwei, den Handel und die Industrie charakterisirenden und die ver- 
einigten Wappen des hohen Brautpaarcs haltenden Putten die Widmung darstellt. An 
die Ecken dieses Untersatzes lehnen sich karyatidenartig vier Trapezophoren, geflügelte 
und gewappnete, in den Lüwenfuß ausgehende Knabenfiguren, als Stützen des breiteren 
Aufglnzg; Des letzteren Mittelfläche nimmt ein Oelgemaldc von Canon, i-Hymens Feste 
wg, ein, wird aber bei der Aufstellung eines Aquarellbildes durch dieses Vollständig 
verdeckt, um dessen Wirkung nicht durch seine leuchtenderen Farben zu beeinträchtigen; 
zu beidcn Seiten dieses Mittelfeldea stehen wie in Nischen silberne, theilweise vergoldete 
Wappgnhalgef. Fries, Gesims, Balustrade und endlich die Gestalten der Kunst und des 
Kunsthandwerkes, letztere ebenfalls in Silberguss ausgeführt. schließen den Bau nach 
oben ab. Die Innenseiten der drei Thüren sind in einer der äußeren entsprechenden Weise 
decorirt und nennen auf Silberplatten die Namen der Widmenden und der an der Aus- 
führung Betheiligten. 
Es versteht sich von selbst, dass nur edle Holzarten, Ebenholz, Nussbaum und 
für den figuralen Theil Birnbaum zur Anwendung gekommen sind. Aber der Glanz des 
Edelmetalls und der Oelfarben erheischte noch Uebergänge zu dem tiefschwarzen Eben- 
holz, welches sonst zu hart mit der plastischen und malerischen Ausstattung contrastiren 
würde. Diese Vermittlung ist sehr glücklich durch Friese mit einer ganz originellen Holz- 
lntarsia bewerkstelligt worden: in Holz geschnitzte und in harmonischen, theils natür- 
lichen, theils künstlichen Färbungen (grün, rothbraun, gelb) zusammengestellte Blätter- 
und Blumengewinde sind nach lntarsia-Art in das pnlirte Nussholz eingelegt, ragen jedoch 
über dessen Ebene hinaus, bilden also ein Relief, welches scheinbar frei aufliegt. Ebenso 
eigenthümlich und von vornehmsten Etfect sind die aus massivem ciselirten Silber ge- 
bildeten Ornamente, welche in Helm und Brustharnisch der Trapezophoren und in die 
Cartouche eingelassen wurden. Wer einigermaßen Kenntniss von den Bedingungen solcher 
Arbeiten hat, kann nur mit voller Bewunderung der Sicherheit und Accuratesse der Aus- 
führung gedenken. Ueberhaupt lasst man mit dem reichsten Lobe allen Betheiligten nur 
Gerechtigkeit widerfahren. Das Ganze baut sich in den schönsten Verhältnissen auf. Ori- 
ginell gedacht, lässt es sich auch nicht in die landläuhgen Stilkategorien einschnchteln: 
es ist nicht Copistenarbeit nach italienischen oder deutschen Vorbildern aus dem sech- 
zehnten Jahrhundcrt, es ist Renaissance in deutschem und modernem Geiste, wie wir sie 
von Storck in seinen glücklichsten Stunden gewohnt sind. Und er hat sich die Mitarbeiter 
ausgewählt, welche iede Garantie boten. Dem gediegenen lfeichthurn der künstlerischen 
Ausstattung entspricht vor Allem eine Tischlerarbeit von einer Gedxegenheit, die heut- 
zutage nicht gerade gewöhnlich, für die aber Franz Mrchel bekannt ist. In die Bild- 
hauerarbeit theilten sich Joh. Schindler (die Friese) und Herm. Klotz (die Trapezn- 
phoren); Weyer hat die Metnllfiguren und das Relief am Untersatze modellirt, Stefan 
Schwartz die gesamtnte Ciselirarbeit besorgt. Wenn man hier von einem Prachtwerlte 
spricht, so gilt das in jedem Sinne. (B. in N. Fr. Pr.) 
Nouerilfhietn Forthlldungwurse Im Gablonzer Scliulhozlrko. 
_ Die I-Reichenberger Zeitung: vom m. April enthält einen längeren Artikel, dem 
wir folgendes entnehmen: 
vAuf Grundlage einer Verordnung von Seite des Unterriehtsministeriums wurden 
am x. April d. J. sechs Fortbildungscurse im Gablonzer Schulbezirkc errichtet, und 
so unwesentlich irn ersten Momente diese Nachricht auch erscheinen mag, sie gewinnt 
sofort eine ungeheuer: Tragweite, wenn wir eröffnen, dass mit der Einschaltung jener 
Anstalten in unser gewerbliches Bildungsnetz zum ersten Male hier in Oesterreich der 
Eingrilf nller einschllgigen Schullutegorien im Dienste eines einzigen großen Zweckes 
praktisch zur Thatsache wurde. Da bekanntlich clic Gablonzer Fnchschule in directer 
9.
	        
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