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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 190)

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Ausgeführt wurden die Blätter in der Kunstgewerbeschule unter 
Leitung von Prof. H. Herdtle, von Schülern seiner Abtheilung und 
zwar mittelst Autographie. Der Maßstab, V5 der natürlichen Größe, ge- 
stattete ein möglichst exactes Eingehen auf die Detailbildungen, so dass 
in dieser Hinsicht die Blätter auch für den ausführenden Kunsthandwerker 
von Nutzen sein werden. 
Zu den im ersten Hefte gebrachten Beispielen von Schränken und 
Stühlenwerden in den folgenden Heften außer ergänzenden Grundrissen 
zu Blatt l und 3 noch Beispiele von Tischen, Buffefs, Lehnstühlen, Bett- 
stellen etc. hinzukommen, so dass das Mobiliar der französischen Renais- 
sance möglichst vollständig vertreten sein wird. 
Den nach dem AUSSpfUChC von Meistern, wie Semper und Viollet 
le Duc, an ein gutes Möbel zu stellenden Anforderungen: Klarheit der 
Construction und richtige Vertheilung der Verzierungen, deren Composition 
der Technik des Holzschnitzens angepasst ist, entsprechen gerade die Möbel 
der französischen Renaissance in hohem Grade. Nach Viollet le Duc hatte 
die Möbelkunst vom Beginne der Renaissance das Verdienst, ndie dürftige 
Ziererei der letzten gothischen Epoche zu beseitigen, ohne in die Ueber- 
treibungen und Schwerfälligkeiten derjenigen Ludwigs des XIV. zu ver- 
fallen. Die Construction des Möbels hatte sich vereinfacht und entsprach 
den Bedürfnissenm Wo architektonische Motive angewendet werden, sind 
sie dem Materiale entsprechend umgebildet; nie findet man spielende Nach- 
ahmungen wirklicher Bauwerke. 
Von Franz I. bis Ludwig XllL, so ziemlich also das ganze 16. Jahr- 
hundert lang, dauert die Epoche, der die hier zu behandelnden Möbel 
entstammen. Schon im Mittelalter waren französische Möbelwerkstätten 
berühmt, vor Allem die von Paris, nicht minder die von Lyon und Toulouse. 
Burgund, Auvergne und Normandie blieben nicht hinter der lle-de-France 
zurück, und als sich der italienische Einfluss in Fontainebleau geltend 
machte, war die Lyoner Schule schon fest begründet. 
Es sind aus jener Zeit der Renaissance auch Entwürfe von Möbeln 
hinterlassen, theils in Miniaturen, Handzeichnungen u. dgL, doch ersetzen 
dieselben namentlich für den ausführenden Möbeltischler nicht die Wieder- 
gabe und correcte Aufnahme alter Originalmöbel. Selbst die Arbeiten 
Ducerceau's und seiner Nachfolger, die ja praktisch gebildet waren und 
speciell für Zwecke der Industrie gravirten, sind nur für sehr routinirte 
Arbeiter bestimmt, die sozusagen zwischen den Zeilen zu lesen und das- 
jenige bei der Ausführung hinzuzufügen verstehen, was den Ideen der 
Meister erst Körper verleiht. Ebenso sind die prächtigen photo- und helio- 
graphischen Publicationerf) der Franzosen nach alten Originalen, deren 
') Meubles e! Obieß d'Art des XV., XVL, XVII. Siäcles. Goupil 6100. 1871. Rzcueil 
descr. e: nis. de principaux objets d'art ayant 65m6 ä FExposition de Lyon 1877. pur 
J. B. Giraud. Paris 1878.
	        
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