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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVI (1881 / 194)

Ganz anders gestaltet sich die Arabeske in Holz ausgeführt. Hier 
ist eine derbere Behandlung am Platze, aber nicht auf Kosten des Ein- 
zelnen. Die natürliche Structur der Fasern erfordert eine compactere 
Gestaltung des Ornaments und dies um so mehr, als der dunkle Holz- 
grund nicht den feinen Lichtv und Schattenwechsel wie der Marmor be- 
günstigt. Um die Ornamente nun mehr in den Vordergrund zu rücken, 
hat man den Hintergrund punktirt, ihn dadurch mehr lichtaufsaugend, 
also dunkler zu machen gesucht, oder aber man hat den entgegengesetzten 
Weg eingeschlagen und diesen Hintergrund vergoldet und endlich die 
obersten Kanten und vorspringenden Ecken der Ornamente wie mit Gold- 
lichtern aufgehöht. Dadurch entstand eine vornehm feierliche" Wirkung, 
die stets ihres Erfolges sicher war. 
Am eigenthümlichsten gestaltete sich die Arabeske in Metall, in Erz. 
Hier war der feinen Behandlung und Ausarbeitung keine Grenze gesteckt, 
hier konnte die Virtuosität sich in ihrer vortheilhaftesten Seite zeigen. 
Die Consistenz und Zähigkeit, die Weichheit und Nachgiebigkeit gestat- 
teten die größten Feinheiten und die Ductilität des Tones und seine 
Plasticität kam in Bezug auf das Gussmodell ganz vorzüglich den treff- 
lichen Eigenschaften des Erzes, seiner Festigkeit und weiteren Bearbei- 
tungsfähigkeit entgegen: daher haben diese Erzornamente eine Frische und 
Lebendigkeit in der Darstellung, eine, um mich so auszudrücken, natür- 
liche Stimmung, die direct auf die Natur als Formmodell hinweist und 
doch wieder diese Natur nur im Großen wiedergibt. Ich erwähne als 
Beispiel nur die Umrahmungen an den italienischen Thüren, besonders in 
Florenz, an welchen die bezeichneten Merkmale sich in besonderer Weise 
zur Darstellung bringen. 
Ebenso eigenartig ist die gemalte Arabeske, mit der wir die Flach- 
arabeske einleiten wollen. Wer kennt nicht die Loggien des Vaticans, an 
denen Rafaels Meisterhand thätig war. Diese gemalte Arabeske bildet 
durch ihre Verbindung von Plastik und Malerei eine ganz eigene Gattung 
und ihr zuerst kam der Name Groteske zu, weil in antiken Gebäuderesten 
unter der Erde, in Grotten, solche Decorationselemente der antiken Zeit 
sich erhalten haben. Später wurde der Name Groteske mehr begrenzt und 
wie wir oben erwähnten, auf die phantastischen Verbindungen von Thier- 
und Plianzenformen angewendet. Die gemalte Arabeske ist eine ungemein 
freie und phantasievolle Schöpfung der Renaissance. Mit ihr ist die Pflanze 
wirklich frei geworden, aus dem Schema der mittelalterlichen Stilisirung 
herausgetreten und zu einer geistvollen Verklärung der Natur geworden. 
Frühling und Sommer, Herbst und Winter liehen ihr ihre Farben, alles 
Schöne in der Natur an Form und Farbe wurde vereinigt zu einem sin- 
nigen naturgemäßen Gebilde, das wieder der Kunst und ihren Gebilden 
freundlich die Hand bot und mit selben sich einte, so zwar, dass es oft 
schwer ist, zu sagen, welch' größeren Antheil an diesen Kunstschöpfuugen 
die vorbildliche Natur oder deren künstlerische Umbildung hatte.
	        
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