heiligen Gisela" uöd Valeric kaufen "zu können; gehört zu den größten
Schwierigkeiten. '
Jedes Volk hat mehr oder weniger ein lebhaftes Bedürfniss, seine
Wohnungen oder Kirchen mit religiösen Bildern zu schmücken, wie oft
werden aber nicht dem Volke auf Jahrmärkten und in Städten Bilder zum
Kaufe angeboten, die eher darnacH angethan sind den betreffenden Heiligen
als Carricatur erscheinen zu lassen, anstatt durch den Anblick desselben
zur Andacht zustimmen. '
Wie feinfühlig hierin oft selbst "der gemeine Mann ist, davon habe
ich mich auf einem Jahrmarkte im südlichen Ungarn überzeugt, wo ein
Bauer keinem der daselbst zumvVerkaufe ausgestellten Heiligenbilder
Geschmack abgewinnen konnte - bis ihn endlich der sanfte Augenaufschlag
und die lieblichen Gesichtszüge eines Bildes so sehr fesselten, dass er es
käuflich erwarb, Dieses Bild, es stimmte ihn andächtiger avls alle die
rhürrischen, verzeichneten farbenbekleksten Christuse, und der Bauer wusste
gar nicht, dass er statt eines Heilgenbildes - das Porträt des jungen
Königs von Baiern gekauft habe.
Böhmen besitzt eine verhältnissmäßig gebildete und; wohlhabende
Bevölkerung, allein der Kunstfreund wird auf der Suche nach landesüblichen
Helligenbildern sich geradezu entsetzen müssen, was man diesem Volke
tingestraft für Heiligenbilder verkaufen darf.
Eine Sammlung von Bildern böhmischer Landespatrone, die ich mir
studienhalber nach St. Petersburg schicken ließ, liefert den besten Beweis,
dass es in Oesterreich keine geistliche Censur gibt.
ln Russland wäre es unmöglich, dass irgend ein Farbenklekser oder
Speculant im Publicum Heiligenbilder verbreiten dürfte, die aller historischen
Wahrheit in's Gesicht schlagen, die jedem Anstande Hohn sprechen-und
eher Abscheu als Liebe für bildliche Darstellungen von Märtyrern des
Christenthums erwecken. ln Russland wird seit ieher eine strenge geistliche
Censür über alle Heiligenbilder geübt, die dem Volke verkauft werden
dürfen.
Darum hat sich auch hier die historisch getreue Tradition in der
Herstellung von Heiligenbildern erhalten.
Äls eidßeispiel dafür, zu welchen Ausgeburten eine censurlose
Heiligenbilderfabrication führt, erwähne ich dreier bei M. Hofmann in Prag
gedruckter Bilder, die sämmtlich die mährischen Landcspatrone Cyrill und
Methüd darstellen Sollen.
Während dieselben auf einem Bilde historisch getreu in der Tracht
griechischer Mönche mit langem Haar und Vollbart mit der lkona und
dem griechischen Kreuze in der Hand und dem historischen Klopuk auf
dem Haupte dargestellt sind, erscheinen diese beiden Slavenapostel auf
einem zweiten Bilde in der Tracht eines modernen Weihbischofs mit Glace-
handschuhen und mit der hohen, lvor inoo Jahren noch vollständig un-
bekannten Mirra" auf dem Haupte.