Schutzmarke wArbeit von Basinnau versehen waren, trotzdem aber mit
derselben Bezeichnung beschrieben in Birdhaun, Kaliwän und anderen
Städten Chuzistän's imitirt wurden 1'). Ja, ein statistischer Bericht des
berühmten spanischen Wezirs und Geschichtschreibers el-Makkari u)
zählt in der granadischen Hafenstadt Almeria unter anderen nicht weniger
als je hundert Weberstühle, die blos für die Irnitirung der asiatischen
Stoife von lsfahän und Dschordschän thätig waren! Doch genug damit.
Schon aus den wenigen Andeutungen erhellt für jetzt wenigstens zur
Genüge die Berechtigung der angewandten palaeographisch-historischen
Kritik im Dienste der orientalischen Kunstwissenschaft und Technologie.
Nicht minder wichtig, als das im arabischen Schriftzüge gefundene
Mittel zur Datirung, ist die damit in enger Beziehung stehende Schrifte
Ornamentik - ein Merkmal, dessen Existenz bisher gar nicht geahnt
wurde. Wir wissen, dass die arabische") Ornamentik überhaupt eine
dreifache ist: die Ornamentik der geometrischen Figuren, der Blumen
und der Schrift. Erstere, welche theoretisch in der Geometrie der Poly-
gonen basirt, historisch aber an die byzantinischen Geflechte sich lehnt,
hat schon der französische Architekt Jules Bourgoin in einem vortreff-
lichen und reich illustrirten Werke behandelt ß). Sie ist jedoch, gleich
der Blumen-Ornamentik, für unsere Zwecke fast gänzlich irrelevant. Nicht
so die Schrift-Ornamentik, deren Studium aber insoferne mit grossen
Schwierigkeiten verbunden ist, als der erste Schritt in der Erkenntniss
ihres Werthes eine vollständige Beherrschung der arabischen Schriftent-
Wicklung überhaupt voraussetzt. S0 lange dies aber gerade bei Berufenen
nicht der Fall ist, darf es nicht überraschen, wenn Unberufene unter
Schaustellung eines gewaltigen Phrasenreichthums die confusesten An-
schauungen hierüber verbreiten. Auf diese Weise hat man sich nach und
nach gewöhnt, die arabische Schrift-Ornamentik lediglich als ein wildes
Spiel der Phantasie zu betrachten, der wohl eine entsprechende Dosis
Mysticismus, beileibe aber nicht die wünschenswerthe philologische
Bedeutung innewohne. Scffinden, um nur ein Beispiel anzuführen, die
spanischen Kunstgelehrten in den einfach nachgeahmten arabischen Schrift-
zügen der Reliquienbüchse, welche in der Camara Santa der Kathedrale
von Oviedo aufbewahrt wird, einen ncierto misterioso aspectou 15). Auch
Bourgoin ist von gleichem Wahne befangen, wenn er, sein ihm eigenes
Gebiet verlassend, sagt: nljecriture des Orientaux, independamment du
") El-Istachri: Kitäb mesälik el-memälik, ed. de Gocje, p. 93.
") Vgl. die Textausgabe von Dozy, Bd. l, p. 102.
") Folglich auch persisch: und türkische.
ü) J. Bourgoin: Las arts Arabes, Paris 1873.
"Ü Monumentos arquitectönicos de Espuüa, Cänmra sanla d: Oviedo, pag. 16. -
Die ornarnenml: Inschrift ist indess nicht so unerklßrbnr, wie der von der Comision de
Monumentos arquitectünicos de Espaüa zu Rathe gezogene Orienlalist Prof. Gaynngoß bev
hauptet (1. c. Anm. 1). Die Imitation ist fast durchgehends reconstruirbar.