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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 114)

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lautet: wEs ist kein Gott ausser Allah, Muhamrned ist der Gesandte 
Allahs, der ihn segnen mögen! 
Gar bald erlag jedoch diese Art der Schrift-Ornamentik einer voll- 
ständigen Trübung unter dem verfinsternden Schatten des osmanischen 
Halbmondes; denn wie überhaupt die Schrift in der älteren türkischen 
Architektur- und Kunstperiode zumeist schon auf einer Aufrollung von 
Blättern als Decoration von inneren Feldern grosser Nischen u. s. w. 
verwendet, auch gegen die Schriftgesetze verstösst, zeigt der beliebte 
Fortgebrauch der Füllungs-Ornarnente aus der Quadratschrift geradezu 
eine sinn- und geistlose Nachälfung vererbter Muster 9"). Dieselbe wird 
nur noch übertroffen in den Dutzendarbeiten der heutigen orientalischen 
Kunstindustrie (sit venia verbo), von denen die vielfachen, über Europa 
zerstreuten Exemplare nur mehr den Enthusiasmus unserer Kunstsammler 
zu erregen vermögen. 
Ich eile zum Schlusse. Wohl hat sich an der Schrift-Ornamentik 
überhaupt noch eine Wandlung vollzogen, indem von ihr auch der letzte 
Rest der graphischen Bedeutung abgestreift wurde; dies geschah indess 
erst unter occidentali schem Einflusse, insbesondere zur Zeit derIKreuz- 
ziige, als die gegenseitige Berührung morgen- und abendländischer Cultur 
den Erzeugnissen der Levante die Wege selbst bis in den Norden Europaß 
eröffnete. Inwieferne nun die daraus entsprungene christliche lmitation 
sarazenischer Kunst- und lndustrieobjecte auf die Entwicklung einer ganz 
eigenthlimlichen Ornamentik aus der Schrift von Einfluss war, zu zeigen, 
liegt diesmal ausserhalb meiner Aufgabe. Ich begnüge mich, mit den vor- 
stehenden flüchtigen Andeutungen vorläufig nur auf einige Merkmale 
hingewiesen zu haben, die künftig bei der wissenschaftlichen Prüfung 
sarazenischer Denkmäler nicht mehr ungestraft zurückgewiesen werden 
dürfen; gestatten es aber die Umstände, so will ich gelegentlich auch 
noch Merkmale anderer Art einer weiteren Besprechung unterziehen. 
") Die berühmte, von Iliis Ali im Jahre 827 d. H. (z 14:4 n. Chr.) vollendete 
Jeschil-Moschee zu Bnusa zeigt an den Fenstergiebeln in ihren Füllungs-Omamenmen aus 
der Quadrarschrift, bei unglaublichster Verbannung derselben, doch wenigstens noch oor- 
recten Text: die recht- und rückläufigen Zuge bieten den persischen Wunsch mubirek 
bäd (Glück zu!). An den Glasfenstern der SuleimnnibMoschee in Conuaminvpel jedoch 
Enden wir nur mehr eine läppieche Imitation der Quadmuchrih.
	        
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