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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 120)

wünschen. Neben diesen, an die Zeit des vvolkswirthschaftlichen Auf- 
schwungsu erinnernden Mobiliaren stechen aber geradezu überraschend her- 
vor die Möbel von Franz Neumann in Reichenberg, welche mit ange- 
- messener Berücksichtigung von Zweckmässigkeit und Schönheit entworfen 
sind und auch in der discreten Anwendung von Ornament und Farbe einen 
künstlerischen Sinn verrathen. Köppel in Franzensbad hat die Einrich- 
tung eines Zimmers in einem Landhause aufgestellt, aus weichem Holze 
und im Styl der Egerländer Bauerneinrichtungen - nur zu treul - bunt 
mit Oelfarbe bemalt. Villenbesitzer lieben es bekanntlich, mit den Joppen 
und Strümpfen der Eingebornen auch deren Tische und Stühle für einige 
Sommermonate anzunehmen: das ist die heutige Form der einstigen Schäfer- 
idylle, der späteren Spielerei mit Einsiedlerhüttchen u. s. w. Wenigstens 
können wir nur ein Spiel, eine Art Maskerade darin erblicken, wenn den 
populären Vorbildern nicht blos dasjenige entlehnt wird, Was zweckmässig 
und gefällig ist, man vielmehr alles wie es ist nachahmt, hier z. B. auch 
den Anstrich von der Farbe der Milch-Chocolade und darauf grelle Blu- 
menstücke. - Verkaufspreise sind_fast nirgends angegeben. 
Mit Spitzen war nur ein einziger Aussteller, Korb in Graslitz, er- 
schienen, welcher die Neigung zeigt, Licht und Schatten in die rnit der 
Nadel gearbeiteten Blätter und Blumen zu bringen. Rüstiges Fortschreiten 
bekunden die Arbeiten des Glasspinners Jules de Brunfaut. Er stellt 
die Fäden immer feiner, weicher und länger her und die goldgelben 
Fäden, welche er neuestens erzeugt, ermöglichen die Verwendung dieses 
viel baltbareren Materials an Stelle der Goldfäden. Ein gesticktes Mess- 
gewand liefert den Beweis dafür. Dasselbe ist ganz mit Glasfäden gear- 
beitet; aber die Wirkung dürfte eine ungleich prächtigere sein, wenn diese, 
wie die Metallfäden, mit Seide, Wolle etc. gemischt würden. 
Gute Eisenarbeiten sieht man von Münzberger (Gitter) und 
Lagler (Beschläge etc. an einem Hausthor) in Teplitz. 
Diejenige Industrie dieser Gegend, welche wohl die meiste Zukunft 
hat, die Siderolithfabrication, ist noch im Zustande des Werdens. Die 
Erfindungen des Herrn Kosch, welcher sowohl Thongegenstände mit 
Emailüberzug als auch gefärbte Bronzen etc. ausgestellt hat, weisen den Fa- 
brikanten den Weg, um Siderolithwaare zu einem ausgezeichneten Export- 
artikel zu machen. Die Betheiligung der chemisch-technischen Versuchs- 
anstalt in Wien und einer Reihe von Fachschulen des Landes (Teplitz, 
Tetschen, Steinschönau, Haindorf, Hohenbruck, Reicbenberg u. A.) gibt 
der Teplitzer Ausstellung ein besonderes Interesse. Doch brauchen wir 
über diesen Theil derselben hier nicht zu berichten, da uns die Ausstellung 
im October d. J. ein Gesammtbild der gegenwärtigen Leistungen der 
Fachschulen vorführen wird. 
Die Objecte, welche das Oesterr. Museum dem Ausstellungs-Comite 
überlassen hatte (Textiles, Glas, Keramik, Vorlagewerke u. s. w.) werden 
9.
	        
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