Gewerbe und der Industrie und einer Ausstellung der Landeserzeugnisse
auch noch Privaten und Körperschaften möglich sein, ihre Erzeugnisse
oder Besitzthlimer zeitweise dem Museum zu überlassen. Ausser Grün-
dung einer Bibliothek, Veranstaltung von Ausstellungen und Vorlesungen
sollen speciell die Gründung einer Fachzeitung, die Errichtung eines
Zeichensaales, eines Modellirsaales und einer galvanoplastischen und pho-
tograßhischen Anstalt in Aussicht genommen werden. Es ist allerdings
ganz unmöglich, bei einer im Entstehen begriffenen Anstalt gleich Alles
durchzuführen, was in den Statuten vorgezeichnet ist, doch ist das Streben
vorhanden, den Statuten volle Rechnung zu tragen. Ein besonderes Ge-
wicht müsste man auf die technische Seite des Museums legen und auf
Befriedigung der Bedürfnisse der Handwerker, im engsten Sinne des
Wortes der Kleingewerbe, der Bau- und Tischlergewerbe.
Eine ganz interessante Erscheinung ist auch das von Dr. Adrian
Baraniecki in Krakau gegründete ntechnisch-gewerbliche Mu-
seumu, welches in das Eigenthum der Commune übergegangen ist.
Mit diesem Institute ist eine Handelsschule, ferner eine Zeichenschule für
Mädchen verbunden; auch werden daselbst öffentliche Vorlesungen abge-
halten. Wünschenswerth wäre es, wenn die in diesem Museum vorhan-
denen archäologischen Objecte dem archäologischen Museum der Univer-
sität einverleibt würden. Wie es heisst, gebt die Krakauer Commune
mit dem Gedanken der Gründung einer städtischen Gewerbeschule um,
die wohl ohne Zweifel mit dem Museum in innigen Contact treten wird.
Fast gleichzeitig mit dem Brünner Museum ist die Errichtung eines
Gewerbemuseums in Reichenberg in Aussicht genommen. Zwei
ganz ausgezeichnete Männer, Ferd. v. Liebig und der Architekt Sachers,
haben sich um die Gründung desselben verdient gemacht; beide sind in-
mitten der Arbeit , in der Blüthe ihrer Jahre gestorben- Dass Reichen-
berg ein Ort ist, wohin ein Museum gehört, darüber kann wohl kein
Zweifel obwalten. Wie Brünn, so ist Reichenberg das Centrum einer
grossartigen Industrie. Es belindemsich in Reichenberg wohl einige
Schulen, doch nicht in genügender Anzahl; so wie auch in Steinschönau,
Haida, Gablonz n. s. f. die Schulen für die Bedürfnisse der Industrie
nicht ausreichen, so verdienstlicb auch das Wirken einzelner Schulen ist.
Eine von Herrn Drahan geleitete Zeichenschule für die Textilindustrie in
Reichenberg ist in den letzten Jahren geschaffen worden. Diese soll mit
dem Museum in eine organische Verbindung treten. Eine grössere Ge-
werbeschule dürfte wohl noch in diesem Jahre in's Leben gerufen werden.
Auch sollen daselbst in Verbindung mit dem Oesterr. Museum kleinere
Wanderausstellungen veranstaltet werden. Was auch immer für diesen
für Oesterreich so wichtigen lndustriebezirk Deutsch-Böhmens angestrebt
oder geschaffen wird, sollte in grösserem Style durchgeführt werden;
denn es würde sich dort in der Zukunft rächen, wenn man glaubte,
mit kleinen Mitteln zu erreichen, was nur mit reichen und wohlüber-