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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe X (1875 / 116)

legten Massregeln durchgeführt werden kann, insbesondere zur För- 
derung der Textilindustrie, Quincaillerie und der Glasraffinerie. Alle 
Massregeln für diese Zweige der Industrie berühren die vitalsten Fragen 
unserer Industrie. 
In Graslitz wurde ein in bescheidenen Grenzen sich bewegendes 
Museum theilweise durch die Bemühung des Herrn v. Dotzauer ge- 
schalfen, das den Bedürfnissen der thätigen und intelligenten industriellen 
Bevölkerung an der äussersten Nordwestgrenze Oesterreichs entgegen- 
zukommen anstrebt. 
In Prag haben sich die Verhältnisse wesentlich gebessert und die 
Anschauungen über das, was in dieser Beziehung wünschenswerth und 
erreichbar ist, sind in einem wohlthätigen Klärungsprocesse begriffen. 
Wesentlich haben dazu einerseits die Gründung der beiden Lehrkanzeln 
für classische Archäologie und Kunstgeschichte an der dortigen Univer- 
sität und andererseits die Errichtung einer allgemeinen Zeichenschule und 
einer kunstgewerblichen Fachschule für Goldschmiede, dann die Berufung 
des Malers Sweerts in die dortige Akademie beigetragen. Das kunst- 
wissenschaftliche Universitätsinstitut, dessen Erbauung in einer hoffentlich 
nicht zu ferne liegenden Zeit in "Angriff genommen wird, dürfte für jene 
Kunstunterrichtszwecke, welche vom Staate unterstützt werden, einen 
Mittelpunkt bilden und es dürfte dort auch jener Theil der Sammlungen 
Aufnahme finden, welche als kunstgewerbliche Vorbilder dienen können. 
Gegenüber dem kunstwissenschaftlichen Institute soll das sogenannte 
Künstlerhaus, das von der böhmischen Sparcasse gebaut wird, Platz 
finden. Dort werden die Kunstinstitute Prags ihren Mittelpunkt linden, 
an dem regulirten, mit einem Quai versehenen Tummelplatze, von wel- 
chem auch eine neue Brücke zur Neustadt führen wird. Schade, dass in 
dem Künstlerhause keine Räumlichkeiten für die Akademie der bildenden 
Künste der Gesellschaft der patriotischen Kunstfreunde sich finden werden. 
Eine ganz ausgezeichnete Stellung nimmt das von Herrn Vojta Na- 
prstek (Fingerhut) gegründete Gewerbemuseum ein, das vorzugsweise 
der gewerblichen Volksbildung gewidmet ist und die seltene Opferwillig- 
keit und Vaterlandsliebe des Herrn Naprstek und seiner Mutter glänzend 
illustrirt. Das böhmische Nationalmuseum steht wohl ganz ausserhalb 
der Kreise, die hier in Betrachtung kommen. Zu diesen jüngeren Be- 
strebungen kommt noch die von Dr. Mejer geleitete Gewerbeschule 
hinzu, die seit einer stattlichen Reihe von Jahren für Hebung des ge- 
werblichen Unterrichtes wirkt. Auch der Umstand, dass eine Reihe von 
hervorragenden Architekten, wie die Herren Zitek und Barvitius (Schüler 
der Professoren van der Nüll und Sicardsburg), Ullmann u. s. f., theils 
als Lehrer, theils als praktische Architekten wirken, trägt nicht wenig 
dazu bei, jene Kunstbewegung zu fördern, deren schliesslicher Ausgang 
nur ein für Prag nützlicher sein kann.
	        
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