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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 124)

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Auf dem Gebiete der Faiencen und Porzellane sind wir ge- 
wohnt, im Oesterr. Museum denselben wohlbekannten Namen zu be- 
gegnen; sie fehlen auch dieses Mal nicht. Nur haben wir den beiden 
Znaimern Klammerth und Slowak einen dritten in dem gleichen Genre 
hinzuzufügen, Schäffner in Floridsdorf. Eigentlich Neues wird man 
von den beiden Znaimer Fabrikanten kaum erwarten, immerhin ist es in- 
teressant, ihren strebsamen Bemühungen zu folgen, die, von richtigem 
Standpunkte ausgegangen, zuweilen in die Irre leiten, dann aber auch 
wieder eiulenken in die gute Bahn. Letzteres gilt wohl in höherem Grade 
von der diesmaligen Exposition Klammerths als von seinen früheren, die 
zu sehr den Charakter unklarer Versuche trugen. 
Diesmal ist der allgemeine Eindruck insoferne ein anderer, als er 
wesentlich einheitlicher ist, weil die Arbeiten sich auf wenigere, aber bes- 
sere Arten beschränken. Unter den dunkelblauen und grauen glasirten 
Steingutkrügen und sonstigen Gefässen ist manches Gute und weniger 
Verwerl-liches, als es sonst zu sehen war. Manches ist auch tadelnswerth, 
z. B. wenn Henkel, die knorrigen Zweigen naturalistisch nachgebildet 
worden, an Gefässe von strenger Form mit Renaissance-Ornament ange- 
setzt sind. Dass solche Gefässe als Jagdkrüge bezeichnet werden, ist keine 
Entschuldigung für die künstlerische Disharmonie. Auch die Imitationen 
italienischer Maioliken, welche uns Klammerth in diesem Jahre verführt, 
sind bei weitem besser als die Versuche des vorigen Jahres, wenn sie auch 
keineswegs ihre Vorbilder erreichen, weder an Glanz, noch an Kraft der 
Wirkung, noch an Freiheit der Zeichnung. Aber gegen früher haben die 
Farben an Kraft und Tiefe so gewonnen, dass wir mit Vergnügen einen 
Fortschritt constatiren. Diese Beispiele haben bereits einen gewissen de- 
corativen EEect, wenn er auch hinter dem der alten Majoliken um ein 
Guttheil zurücksteht. 
Mehr oder weniger gilt das auch von Slowak. Dieser hat den alten 
Vorwurf der Buntheit, der Zusammenstellung zu vieler Farben, die sich 
gegenseitig nur in ihrem Etfecte schädigen, nicht vermieden. Namentlich 
ist dies der Fall bei den gelben Gefässen. Es war ein ganz guter Gedanke, 
wie es von Slowak geschehen, das nl-Iolitscher Gelbu wieder aufzunehmen, 
aber die bunten Farben, mit denen die Gefässe verziert sind, schädigen 
es in seiner Reinheit. Auch andere Arbeiten leiden an demselben Fehler. 
Zu loben ist, dass auch Slowak sich in den Formen seiner Gefässe dies- 
mal reiner und besser gehalten und das Verfehlte zu Hause gelassen, 
ebenso, dass er die blauen Gefässe in Holländer Art nicht ganz aufge- 
geben hat; denn dieses, den Znaimern ganz eigentlich entsprechende Genre 
wird wieder viel zu sehr vernachlässigt. Es ist nicht nöthig, immer etwas 
Neues zu bringen; das Gute ist uns viel lieber als das Neue. 
Als Dritter hat sich den beiden Znaimern in ganz dem gleichen Genre 
Schälfner in Floridsdorf zugesellt. Art und Gegenstände sind im Wesent-
	        
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