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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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Volksleben der Äaven. 
Vvlksstämme und Dialecte. Die slavische Bevölkerung Mährens bildet einen 
integrirenden Bestandtheil des böhmischen Volksstammes, mit dem sie von alters her 
durch das feste Band einer gemeinsamen Schrift- und Literatursprache zu einer Nation 
verbunden ist. 
In den westlichen, an Böhmen angrenzenden Bezirken Bystritz, Neustadt!, Saar, 
Jglan, Teltsch, Dacitz und Jamnitz hängt die mährische Volkssprache auch dialectisch 
mit der böhmischen zusammen, während sie weiter nach Osten in mehrere Dialecte 
gespalten ist, die sich sowohl von einander, als auch von der gemeinsamen Schriftsprache 
bald mehr, bald weniger unterscheiden, nirgends jedoch in dem Maße, wie etwa die 
deutschen Dialecte vom Neuhochdeutschen. 
Im Allgemeinen unterscheiden sich die mährischen Dialecte von der Schriftsprache 
durch die volleren, vor Zeiten auch in Böhmen üblichen a-, o-, rr-Laute nach Weichen 
Consonanten statt der engeren e und i des jetzigen Böhmisch: äusa — äusrr — ckrrso 
(böhmisch äuSs — äuZi — ckuZe), seäa, lvLä (böhmisch secki, leLi). 
Nach den Verschiedenheiten der Dialecte und der Volkstracht theilt sich das mährische 
Volk in mehrere Stämme. Doch sind es diese äußeren Unterscheidungszeichen nicht allein, 
welche die Individualität der einzelnen Stämme ausmachen, auch in geistiger Beziehung, 
im Volkstemperament, in den geistigen Anlagen, in Sitte und Brauch unterscheiden sich 
die einzelnen mährischen Volksstämme von einander. 
Der bedeutendste und wichtigste der mährischen Volksstämme sind die Hannaken 
(llanäoi). Diese haben ihre Sitze in der Mitte Mährens, in jener fruchtbaren Ebene, die 
seit jeher den Namen Hanna führt, so benannt nach einem unbedeutenden Flusse gleichen 
Namens, der unweit von Kleinster in die March mündet. Das Stammland der Hannaken 
erstreckt sich von Wischau und Plumenau über Kostelec und Namescht gegen Littan und 
Sternberg und Groß-Wisternitz, von da weiter gegen Trschitz, Kokor, Tobitschau und 
Kojetein zu den Quellen der Hanna im Westen von Plumenau. Ferner werden zu den 
Hannaken gerechnet die Bewohner des Landstriches von der Mündung der Becva bis 
Mährisch-Weißkirchen, Bystritz am Hostein und Napajedl. 
Das Charakteristische der hannakischen Mundart beruht in einer eigenthümlichen 
Umlautung der i- und u-Laute. Statt des böhmischen i vb^, mma. Lila, sila, siroirs-, lick, 
pok'iira spricht derHannake rvds, rsirra, Lsla, sein, sßroüe, leck, psröna, dew heißt, er spricht 
jedes ^ und das kurze i nach den Sibilanten, den Palatalen und l als ein nur ihm eigcn- 
thümliches 6 ans, während er das lange s" in e verwandelt. Kurzes rr verwandelt sich in 
der hannakischen Anssprache in ein eigenthümliches ö, langes ü (orr) in ö: rülrü, cklolro ce^to 
Mähren. ^
	        
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