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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 128)

Auf diese Weise lässt sich überall das Silber um so viel, wie_ man für 
nöthig hält, nach Aussen treiben. lst dieses mit sämmtlichen Figuren, 
Thieren und Blättern geschehen, muss man das Gefäss auf's Neue glühen. 
wieder mit Pech füllen und mit gewissen, den schon beschriebenen ähn- 
lichen Punzen von Aussen fortfahren. Der Unterschied liegt darin, dass 
ihre Enden verschiedene Formen haben, z. B. die einer grossen, mittleren 
oder kleinen Bohne. Uebrigens hat jeder Meister beim Ciseliren so seine 
eigenen Werkzeuge, nur darin stimmen sie sämmtlich überein , dass sie 
das Silber nicht schneiden, nur quetschen dürfen. Das Ausschmelzen des 
Peches und das Weichglühen kann nach Bedürfniss noch zwei- bis dreimal 
wiederholt werden. Sind endlich mit behutsamer Führung der Punzen 
sämmtliche Zierrathen der Vollendung nahe gebracht, so schmilz das Pech 
zum letzten Mal heraus, glühe noch einmal, säubere das Gefäss und bilde 
daran aus Wachs jene hübschen Spielereien, die man an der Mündung 
und als Handhaben anzubringen pflegt, wie deine Zeichnung dich lehrt. 
Diese Wachszierrathen werden dann abgeformt um gegossen zu werden. 
Mit leichter Mühe werde ich dir deutlich machen, wie du dabei zu ver- 
fahren hast." Der Rest des Capitels enthält Vorschriften für den Guss 
der an dem Gefässe anzubringenden Zierrathen und schliesslich den Rath, 
bei grossen Gefässen Handhaben und Fuss mittelst Guss herzustellen. 
Die Originale dieser Reprocluctionen, welche in der Kupferstich- 
sammlung des Museums aufbewahrt werden, bilden ein Heft von r6 Blät- 
tern. Das erste Blatt enthält sowohl auf der Vorder- als auf der Rück- 
seite eine Abbildung, dafür ist das letzte Blatt leer. Ob die Folge 
ursprünglich aus einer grösseren Anzahl von Blättern bestanden hat, lässt 
sich heute nicht mit Sicherheit entscheiden. Vielleicht erhalten wir in Folge 
dieser Publication bald Kenntniss von weiteren Werken unseres Meisters. 
Jedenfalls gehören diese Gefässe zu den seltensten und aus diesem Grunde 
dürfte deren Veröffentlichung allen Sammlern und Kunstfreunden erwünscht 
sein; sie sind jedoch auch die schönsten aus der Zeit der Renaissance und 
desshalb besonders geeignet, in Fach- und höheren Zeichenschulen als 
Lehrmittel verwendet zu werden. Der seiner Aufgabe gewachsene Schul- 
mann wird zuerst nach ihnen zeichnen, dann modelliren und an Fachschulen 
für Goldschmiedekunst die so entstandenen Modelle in getriebener Arbeit 
ausführen lassen. Auch wird an ihnen die Theorie der Composition und 
Ornamentation der Gefässe erörtert werden können. 
Die Reproduction der Originale mittelst Heliographie wurde von dem 
k. k. Militärgeographischen Institute auf das Vorzüglichste besorgt. 
Für die hie und da in den Abdrücken vorkommenden schwächeren Stellen 
muss die theilweise für die Vervielfältigung weniger geeignete Beschaffen- 
heit der Originale verantwortlich gemacht werden. Die Kupferplatten wur- 
den von Herrn Ludwig Pisani gedruckt. 
Franz Schestag.
	        
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