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am 25. October 1874 das neugegründete und urganisirte Kunstgewerbe-
Museum eröffnet werden konnte. Während dieser Zeit wurden auch viel-
fach Erwerbungen für das Museum gemacht, unter denen die auf der
Weltausstellung gemachten Ankäufe, die Brinkmann-Drugulinkche Orna-
mentstich-Sammlung besonders hervorragen.
Der Besuch der Sammlungen ist unentgeltlich; für die Leitung der
Vorbildersamrnlung wurde Prof. Scheffers, Director der Gewerbeschule
zu Altona, und der Bildhauer Prof. zur Strassen als lnspector des Mu-
seums berufen. Die Verhältnisse des Museums zu den Lehranstalten
Leipzigs wurden geordnet und noch am Schlusse des Jahres 1874 kam
die Stiftung eines Vereines zu Stande, welcher die Förderung des
Kunstgewerbe-Museums in die Hand nahm.
Die Sammlungen des Museums wurden auch theils durch Geschenke,
theils durch leihweise überlassene Gegenstände bereichert. Prof. Schelfers
übernahm den Unterricht im ornamentalen Zeichnen für das weibliche
Geschlecht, Prof. zur Strassen organisirte ein Auskunftsbureau und ver-
band mit demselben die Durchführung von Aufträgen für Zeichnungen
und Modelle für kunstgewerbliche Arbeiten und gewann ausserdem einen
jungen Mann als Gypsgiesser.
Der geschäftsführende Ausschuss besteht aus Dr. Gensel als Vorsitzen-
den und den Herren Prof. Nieger, H. Scharf, Justizrath Dr. Tröndlin und
E. A. Seemann. - Aus dem vorliegenden Berichte für das abgelaufene
Jahr entnehmen wir, dass es manche Berührungspunkte zwischen dem
Leipziger Museum und österreichischen Museum gab und dass dieselben
freundlichster Art waren.
Zur Konntniss der Nürnberger GoldschmiedekunsP).
Möge es mir gestattet sein, zu dem dankenswerthen, lehrreichen Auf-
satze über Punzenarbeiten in Nr. x28 dieser Blätter einige ergänzende und
berichtigende Bemerkungen zu machen. Sie sind das Resultat eingehend-
ster Specialforschungen, welche daher dem kenntnissreichen Verfasser jenes
Aufsatzes meist noch nicht bekannt sein konnten.
1. Die Seite 68 erwähnten, sehr vortrefflich charakterisirten Kupfer-
stiche des „Meisters von 155i", ungefähr 4.0 an der Zahl, aber wohl
kaum irgendwo vollständig beisammen, sind eigenhändige Arbeiten des
berühmtesten und grössten aller deutschen Goldschmiede, des Wenzel
Jamitzer in Nürnberg. (Siehe meinen Aufsatz in Bd. XI, Nr. oo, der
„Kunst-Chronik")
2. Sehr viele, wohl die meisten - nicht alle, denn es ist mir bis
jetzt noch nicht gelungen, sie sämmtlich zu sehen - der von Virgil
') Die Rednction behält selbstverständlich dem Verfasser de: Aufsatzes in Nr. 1:7
du Recht der Entgegnung vor.