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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 134)

Von animalischen Rohstotfen ist einer zu nennen, welcher als die 
l-lauptquelle des Wohlstandes in Japan bezeichnet werden muss. ln den 
Exportlisten figurirt die Rohseide, Cocons und Grains mit mehr als 25 
Millionen Gulden. Auch Seiden-Industrie wird in Japan getrieben. Die 
Seidenarten sind nach der Provenienz, also nach Districten oder Provinzen, 
auch Städten oder Orten benannt. Die Nordprovinz Oschiu liefert drei 
Viertheile der ganzen japanischen Seidenproduction. Die beste Oschiu- 
Seide wird im lnlande verarbeitet. Man unterscheidet vier l-laupt-Classen 
von Oschiu u. zw. Haramidschi, Sendai, l-lamatski und Narnbu. Die ersten 
beiden eignen sich von den japanischen Sorten am besten für Crepe und 
Satin. Sämmtliche Oschiu-Seide wird dreimal gehaspelt und ist leicht spinn- 
bar. Nach Dr. Sirsky's Angaben werden in Oschiu jährlich 10.000 Ballen 
Seide producirt, von denen nur 800 der edelsten Sorte Haramidschi an- 
gehören. Lyon bezieht besonders gerne Oschiu-Seide. Nach einer ober- 
ilächlichen Berechnung wiegt ein Ballen 32 Kilo, das Maximalquantum an 
Oschitr-Seide, das für die ganze Welt zum Consum gelangt, ist also nur 
320.000 Kilo oder rund 6000 Centn. Die Seidenhändler haben ebenso wenig 
als die Producenten etwas neues gelernt, wenn man von wSchwindeleiena, 
sagen wir die Routine, absieht, die sie sich im Verkehre mit den 
Europäern aneigneten. 
Abfallseide wird in Japan nicht verarbeitet, sondern nur exportirt. 
Von geringer Wichtigkeit ist das Product des Eichenspinners Bomlgyx 
Jomamai, welches nicht exportirt wird. 
Um sich über die Verhältnisse der japanischen Production an Roh- 
seide und Cartons, sowie über alle technischen Details der Seiden-Industrie 
zu orientiren, nehme man die eminente Monographie: Japan's Seidenzucht, 
Seidenhandel und Seiden-Industrie von Ernst Bavier zur Hand, welche 
über Veranlassung des ComitFs für den Orient und Ostasien, das sich 
bekanntlich in das Orientalische Museum verwandelt hat, verfasst wurde. 
Diesem ebenso erschöpfenden als reich ausgestatteten Werke entnehme ich 
folgende Daten: Ausser der Haupt-Insel Japans wird Seidenzucht nicht 
betrieben. Die ersten Japan-Seiden langten in Europa im Jahre 1859 an, 
die ersten Cartons im Jahre 1860, jetzt macht der Samenexport dem Seiden- 
export empfindliche Concurrenz im Lande. Um die inländische Spinnerei 
zu beben, hat die Regierung an verschiedenen Orten (Tomioka, Tokio) 
Filanden nach europäischem Muster errichtet. 
Der Hauptexporthafen ist Jokohama, der I-laupthandelsplatz Tokio. 
Die unorganische Welt ist auf den japanischen Inseln durch ausge- 
zeichnete Repräsentanten vertreten. Das japanische Kupfer ist so edel 
und vorzüglich, dass es einen werthvollen Exportartikel darstellt. Die 
japanische Bronze sogar bekundet noch die Eigenschaften des Elementes 
Kupfer und wahrlich nicht ohne Grund erlangen japanische Bronze-Kanonen 
und Mörser als Materiale für Kunstgüsse hohe Preise und vertragen sogar 
die Transportspesen bis nach Wien. Das Stabkupfer wird von Tokio aus
	        
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