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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 134)

nahm sie dann 1568 als landesherrliches Unternehmen, welches sie fortan 
geblieben sind. 
In den neueren Zeiten werden jährlich circa dreitausend Centner des 
flüssigen Metalles gewonnen, wobei sechshundert Arbeiter Beschäftigung 
haben. Daneben findet die Bereitung des Zinnobers statt, wovon beiläufig 
tzoo Centner im Jahre fabricirt werden. Jedoch soll es weder die Gewin- 
nung des flüssigen noch des festen beider genannter Metalle sein, worüber 
sich diese Zeilen verbreiten, sondern eine andere Art Industrie, die in Idria 
noch lebendig erscheint, ihre Entstehung aber allerdings der Beschäftigung 
des männlichen Theils _der Bevölkerung indirect verdankt, ich meine: die 
dortige Industrie im Spitzenfache. 
Nicht nur unsere krainischen, sondern auch verschiedene Bergstädte 
in anderen Ländern haben die Erscheinung aufzuweisen, dass die Spitzen! 
arbeit neben dem Bergbau die alleinige Nahrungsquelle der Einwohner 
ausmacht und zwar in der -Weise, dass die Frauen und Mädchen dieser 
Beschäftigung die sämmtliche Zeit widmen, welche sie neben der Feld- 
arbeit und Hauswirthschaft erübrigen können. So verhält es sich in Sachsen 
und Nordböhtnen, wohin Barbara Uttmann im 17. Jahrhundert die Klöppelei 
verpfianzte, so in Idria. Ob auch hier fremde Hände die nützliche Technik 
gelehrt haben, oder dieselbe als eine von Alters hergebrachte I-lausindustrie 
bestand, ist nicht überliefert. Für die erstere Annahme würde der Um- 
stand sprechen, dass Einige ihre Existenz an diesem Orte auf circa I 50 Jahre 
zurückdatiren, dagegen haben die Idrianer Arbeiten so ausgesprochen allge- 
meinen Typus des Ornamentes wie er nur ältester Hausindustrie zu eigen 
zu sein pflegt, dass man wohl auch einen sehr frühen Ursprung annehmen 
könnte. Dazu kommt ferner die ausserordentliche Uebereinstimmung unserer 
Krainer Spitzen mit anderen slavischen und nordischen Producten der Haus- 
industrie. Der Ertrag des Feldbaues ist bei Idria ein bescheidener, die Ab- 
hänge ringsum beschränken ihn auf ein Minimum und die ganze Arbeit 
derjenigen, die am Lichte des Tages zurückbleiben, also vorzugsweise der 
Weiber, bleibt in den Grenzen einer Thätigkeit, welche die Versorgung 
der Hauswirthschaft in jener Beziehung nöthig macht. In früheren Zeiten 
gab es auch noch etwas Strohtiechterei im Orte, die aber kaum mehr be- 
trieben zu werden scheint, und ausserdem schnitzen die Knappen auch in 
ihren Freistunden aus den reineren Stückchen Zinnober allerlei Figürchen 
u. dgl., die sie an die Besucher des Bergwerks verkaufen. Damit ist alles 
über die Industrie Idria's, abgesehen von der Spitzentechnik, gesagt. 
Dagegen beschäftigt die Letztere gar manche fieissige Frauenhand. 
Gegenwärtig zählt man circa zooo Weiber und Kinder, welche die Klöppelei 
zu üben wissen und von ihrer Arbeit die Einkünfte des Hausvaters mehren. 
Der Consum ist kein unbeträchtlicher, selbst das Ausland hat daran Theil 
und in neuester Zeit gingen ziemlich viele Lieferungen nach Frankreich 
ab. Auch Russland und Italien beziehen diese Fabricate. Ihrem Styltypus 
zufolge erinnern die Idrianer Spitzen besonders an ältere russische und
	        
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