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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 170)

Normalsohulen. 
Indessen wurde im Jahre 1839 zu Lexington, im Staate Massachusetts, 
die erste Normalschule für Mädchen gegründet. Sie war die erste der 
segensreichen Unterrichtsanstalten, deren Hauptzweck die Heranbildung von 
Lehrerinnen für die Volksschulen ist. Das Lehrprogramm der Norrnal- 
schulen umfasst vier Classen, in welchen nebst den Unterrichtsgegenständen 
unserer Lehrerinnenbildungsanstalten, auch die lateinische Sprache und 
die Geschichte der Erziehung gelehrt wird. Die Schülerinnen werden nicht 
vor dem 17. Lebensjahre aufgenommen, und müssen eine strenge Aufnahms- 
prüfung ablegen. Der gute Glauben, das wahrhaft erhebende Vertrauen, 
das die Lehrerinnen, welche aus diesen Schulen hervorgehen, geniessen, 
ist wohl zum guten Theile auf die gründliche Bildung zurückzuführen, 
welche sie nachweisen müssen, um in die Normalschulen aufgenommen zu 
werden, auf die Strenge, welche bei den Prüfungen waltet. DieBevölkerung, 
die begabten und gebildeten Schulmänner Amerikas sprechen mit Begei- 
sterung von der Leistungsfähigkeit, von der ernsten I-lingebung an ihren 
Beruf, welche diese Lehrerinnen bekunden und schreiben ihnen, diesen 
widmungsvollen Mädchen, zum grossen Theile den Erfolg der letzten Jahre 
in Volksbildung und Nolkserziehung zu. 
Die Gehalte dieser Lehrerinnen theilen sich in verschiedene Kate- 
gorien, und variiren, beispielsweise an Volksschulen von St. Louis, zwischen 
500 und 900 Dollars, je nach der Dienstzeit und dem Range der Lehrerin. 
Die Vorsteherin einer Volksschule erhält ebendaselbst einen Jahresgehalt 
von m00 bis izoo Dollars, die Vorsteherin der Normalschule zooo bis 
2200 Dollars. 
Derzeit besitzen die Vereinigten Staaten 13x Normalschulen. 
Mount Holyoke Seminar. 
Kurz bevor die erste Normalschule in das Leben trat, wurde eine 
andere, in ihren Zielen weitgehende Schule, das Mount Holyoke Seminar 
gegründet. Die Schöpferin dieses Institutes war Mary Lyon, ein in 
überaus ärmlichen Verhältnissen geborenes und erzogenes Mädchen, das, 
von der Freude am.Lernen und Wissen beseelt, zuerst in ländlicher Ab- 
geschiedenheit an der eigenen Bildung arbeitete, dann an der Erziehung 
von Kindern, als Privat- und später als Pensionslehrerin. 
Im Laufe dieser Thätigkeit erfasste Mary Lyon der Wunsch, den 
Töchtern ihres Landes eine ernste, tüchtige Schulbildung zuzuführen, deren 
Mangel sie, die hochbegabte, energische, wissensdurstige Frau, so lebhaft 
und so schmerzlich empfunden hatte. Von dem Wunsche erfüllt, das grosse 
YVerk in einem Lande durchzuführen, in welchem die Mädchenschulen sich 
auf das geringste Unterrichtsmass beschränkten, und die Privatinstitute 
mit allem ihrem unnöthigen Scheinunterrichte nur wohlhabenden Mädchen 
zugänglich waren, von dem Wunsche erfüllt, eine Schule von wahrem 
Werthe zu gründen, war sie entschlossen ihre ganze "Fhatkraft der Reali-
	        
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