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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 170)

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gleichsam körperlos ohne Schatten und Perspective dar, während die 
andere Landschaften, Portraits, Thier- und Pflanzenwelt mit möglichst 
naturalistischer Treue wiederzugeben sucht. - Daneben tritt nun, voll 
eigenthümlichen Charakters, eine dritte Malart, die unter dem Namen 
Sumie zusammengefasst wird. Ihr Material ist ausnahmslos Tusche, ihr 
Darstellungsgebiet die Landschaft, romantische Plätze, steiles Gebirge, 
wilde Felsstürze". Die Behandlung, kräftig und kühn, gibt nur den all- 
gemeinen Charakter, die Stimmung würden wir sagen, und um das zu 
unterstützen, werden nicht selten Gedichtstrophen beigesetzt. 
Was dieser Manier besondere Bedeutung verleiht, ist, dass sie be- 
stimmend auf die Decoration des Kunsthandwerks einwirkt und ihre For- 
men in zahllosen Varianten auf Schüsseln, Tassen, Kannen und Kästchen 
überträgt. 
Zum Schluss folgt die Mittheilung, dass man in neuester Zeit auch 
in Japan europäisch malen lerne. 
Das folgende Capitel handelt über Erziehung und Unterricht. 
Auf Treu und Glauben mögen einige Notizen herausgehoben werden, 
Zwischen 157 und 30 v. Chr. führten Bewohner von Korea die Schrift- 
zeichen in Japan ein. Um 285 n. Chr. werden die ersten chinesischen 
Bücher herübergebracht. Wieder ist es Korea, von wo im Laufe des fünften 
und der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts die Kenntniss der Me- 
dicin, der Astronomie, der Chronologie und die Kunst des Kalender- 
machens kommen. Zur selben Zeit übermittelt es auch die buddhistische 
Religion. - Um_ die Mitte des siebenten Jahrhunderts gehen Japanesen 
Studien halber nach China und um weniges später entsteht im eigenen 
Land die erste öffentliche Unterrichtsanstalt, euphemistisch Universität 
genannt. Von nun an entwickelt sich das Unterrichtswesen stetig und 
allgemein, nur zwischen dem elften und sechzehnten Jahrhundert, zeit- 
weise durch die politischen Unruhen, die neben dem Mikado das Sho- 
gunat schufen, im raschen Fortschreiten gehindert, Immerhin wird gerade 
in dieser Periode, nämlich um i3r6, die bis auf den heutigen Tag be- 
stehende, grösste japanische Bibliothek von Kanasava gegründet. Im sieb- 
zehnten Jahrhundert sollen die Aermsten schon des Lesens und Schreibens 
kundig gewesen sein. - Ueber die Entstehung des Buchdruckes ist nichts 
erwähnt, bewerkstelligt wird er vermittelst der Seitengrösse entsprechenden 
Platten, in welchen die Buchstaben reliefartig eingeschnitten sind.. Eine 
Manier, die sich trotz der Einführung europäischer Pressen mit beweg- 
lichen Lettern, erhält. _ 
_ lm neunzehnten Jahrhundert macht sich der europäische Einfluss in 
entschiedener Weise geltend. 1855 entsteht das erste Colleg an dem in euro- 
päischen Sprachen und Wissenschaften, zum Theil auch von europäischen 
Lehrern unterrichtet wird. lm Jahre 1872 soll sich die Zahl der Collegien 
auf 256, die der Primarschulen auf 53.660 belaufen haben!
	        
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