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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIV (1879 / 170)

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Geltung kommen und über die Art, wie diesen Bedürfnissen Rechnung 
getragen wird. 
Dass ich über gewerbliche und lndustrieschulen für Mädchen nichts 
in den Berichten finden werde, wurde mir zwar gleich Eingangs seitens 
der Vertretung Amerika's bedeutet: v-ln unserem Lande sind die Frauen, 
die für sich selbst sorgen und erwerben müssen, glücklicher Weise noch 
in zu geringer Zahl, als dass wir eigene Schulen für sie zu errichten 
brauchten", hiess es. 
Seitdem habe ich aus New-York briefliche Mittheilungen bekommen, 
dass einige Damen eine Gesellschaft nach dem Vorbilde des Wiener 
Frauen-Erwerbvereines in das Leben zu rufen gedenken und Fachschulen 
nach seinem Muster einrichten" wollen, was ich hier nur nebenbei be- 
merken will. 
Was ich zunächst mit meinen Erkundigungen erreichen wollte, war, 
einen wenn auch nur sehr allgemeinen Ueberblick über die vorzüglichsten, 
in den Vereinigten Staaten bestehenden Schulen, über ihre Geschichte, 
ihre Einrichtungen und ihre Lehrziele, die ja den eigentlichen Charakter 
einer Schule und ihre Bedeutung für die Mitwelt ausmachen. 
Das Resultat meiner bezüglichen Studien will ich hier in gedräng- 
tester Kürze zusammenfassen. - 
Schreib- und Leseschulen. 
Bis weit in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts hinein, war 
es mit dem Unterrichte der Mädchen in Amerika übel bestellt. In Boston 
bestanden Schreibschulen, zu welchen im Jahre 1784. auch Mädchen inso- 
ferne zugelassen wurden, als sie in den Stunden zwischen dem Vor- und 
Nachmittagsunterrichte der Knaben, von dem Lehrer im Schreiben unter- 
wiesen wurden. lm Jahre 1789 wurde udie grosse Reformu vorgenommen, 
welche darin bestand, dass die Mädchen zu drei Leseschulen der Stadt 
zugelassen wurden, in welchen sie, vom Monate April bis October Vor- 
mittag lesen und Nachmittag schreiben lernten, während die Knaben an 
denselben Schulen den Unterricht in umgekehrter Ordnung erhielten. 
Höhere Mädchenschule. 
lm Jahre 1825 bestimmte der Stadtrath von Boston die Summe von 
2000 Dollars für die Einrichtung einer höheren Mädchenschule, welche 
mit dem 13. Jänner des folgenden Jahres eröffnet wurde. Mit Schluss des 
zweiten Jahres war die Schule so populär geworden, die Zahl der Schüle- 
rinnen, welche Aufnahme suchten, so gross und der Kostenpunkt ein so 
erhöhter, dass das Schulcomite den an dasselbe gestellten vielseitigen-An- 
sprüchen am besten und nachdrücklichsten dadurch zu begegnen glaubte, 
dass es die Errichtung der Schule für einen Missgriß" erklärte und ihre 
Aufhebung beschloss. Von da an vergingen 23 Jahre, ohne dass an die 
Errichtung einer Mädchenschule in Boston wieder gedacht wurde.
	        
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