Teufelskralle, welche sich später nach Gutenberg ausstreckte, um ihm
sein Heiligstes, die Ehre seiner Erfindung, zu rauben, der er sein Herz-
blut geopfert hatte.
Der Ausgang des Processes war für Gutenberg ein empfindlicher
Schlag, dessen Ueberwindung bedeutende geistige Elasticität, die ganze
Energie eines wahrhaft großen Mannes voraussetzt. Miihselig musste er
sich zwei neue Typ engattungen anschaffen und druckte zunächst zwei
kleinere Werke, wie des Matthaeus de Cracovia Tractatus rationis et
sapientiae und des Thomas von Aquin Summa de articulis ßdei. Zu einer
größeren Leistung musste er wiederum fremde Hilfe beanspruchen, und
der Stadt Mentz Pfaff undJurist Dr. Conr. Humery ermöglichte
ihm endlich im Jahre 1460 die Ausgabe seines dritten Riesenwerkes,
des Katholiken, eines (von Johann von Genua verfassten) Wörterbuchs
mit Aufschlüssen über die liturgischen Gebräuche - ein durch Kleinheit
und. Reinheit der Typen für jene Zeit sehr achtunggebietender Druck.
Die späteren von Gutenberg publicirten kleineren Bücher übergebe
ich, weil zur Entwicklungsgeschichte der Druckkunst nicht mehr charakte-
ristisch, um den Blick auf den Lebensabend des Meisters zu lenken.
Das Unglück war noch immer scharf hinter ihm her: Im Jahre 146i
lässt das Thomasstift in Straßburg gerichtlich nach Gutenberg fahnden,
wegen einer vor 19 Jahren contrahirten Schuld, und zum Ueberfluss bricht
im Jahre 1462 über Mainz eine furchtbare Katastrophe herein. Ein Jahr
zuvor war der Erzbischof Dietrich von lsenburg durch Kaiser und
Papst abgesetzt worden und das Capitel wählte an dessen Stelle den
Grafen Adolf von Nassau zum Erzbischof, aber die Städter hielten treu
zu Dietrich. In der Nacht vom 27. auf den 28. October 1462 ward nun
Mainz von den Nassauern überrumpelt; 150 Häuser gehen in Brand auf,
die lsenburg freundlichen Bürger werden fürchterlich geplündert, ihrer
800 Rathsherren und Bürger zusammengefangen und zum Tode verur-
theilt, aber auf dem sogenannten Gnadenwege ohne alle Habe aus der
Stadt gejagt; die freie Stadt ward bischöflicher Besitz und verlor alle
Privilegien; Wohlhabenheirund Handwerk hatte für lange Zeit ein Ende.
Auch Fust's Haus wurde zerstört und viele Gehilfen der FustaSchöEer-
schen Officin wandern aus, freilich in unserem Sinne zum Heile, denn
sie wurden ebensoviele Apostel, Träger der neuen Kunst nach aller Welt.
Inwiefern Gutenberg selbst von dieser Katastrophe berührt wurde,
wissen wir nicht; ob er schon damals auf Seite des Nassauers stand, oder
bald darauf von diesem in Gnaden aufgenommen wurde, bleibt ungewiss.
Aber am 17. Jänner 1465 nahm Erzbischof Adolf von Nassau für den
angenehmen und willigen Dienst, den sein lieber getreuer
Johann Gudenberg ihm und seinem stift getan hail, denselben
für Lebenszeit unter sein Hofgesinde auf, d. h. Gutenberg bekam jährlich
die Hofkleidung der Edlen, für sein Haus a0 Malter Korn und z Fuder
Wein und war für immer von Wachedienst, Heerfolge und Einschätzung