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großen Unternehmungen hervor, welche des Beifalls aller Kunstfreunde im Vorhinein
versichert sind. Trotz der zahlreichen vorhandenen Werke über italienischevRenaissance-
Architektur dürften die neuen Aufnahmen, die in Wasmuth's Auftrage seit mehreren
Jahren in allen oberitalienischen Städten von Fachleuten systematisch gemacht wurden,
zum ersten Male den allerdings unerschöpflich scheinenden Born von architektonischen
Musterleistungen und decorativen Motiven thunlichster Ausnützung zuführen. Vierteljährig
erscheinende Lieferungen zu 20 Tafeln bringen Grundrisse , Aufriss: , Innenräume
und Details in Lichtdruck, Lithographie, Stich und Farbendruck und bieten somit dem
Fachmanns in der That ein Compendiutn der Architektur, Decorationsmalerei und Plastik
aus der Glanzperiode italienischer Kunst. Der Preis einer Lieferung mit 28 Mark ist
jedenfalls ein niedriger zu nennen.
Mit noch größerer Befriedigung sehen wir dem zweitgenannten Werke von Fri tsch
entgegen, welches auf 150 Tafeln in 6 Lieferungen zum Preise von je 25 Mark Denk-
mäler der deutschen Renaissance zur Anschauung bringt. Lübke's Buch hat zuerst die
Berechtigung, von einer Deutschen Renaissance (zu sprechen, nachgewiesen, und trotz
Ortweins großem Sammelwerke blieb in den Städten Deutschlands, Oesterreichs und
der Schweiz noch genug des Erfreulichen und Nachahmenswerthen für Fritsch's neue Publi-
cation übrig, um so mehr, als dieselbe bei dem angewendeten Lichtdruckverfahren auch
die malerische Wirkung der Häusergruppen, Facaden, Giebel, Portale, Erker, Fenster-
systeme etc. zur Geltung kommen lasst, was bei Ortwein bekanntlich nicht der Fall ist.
Wenn die folgenden Lieferungen im selben Sinne fortfahren ,' wie die vorliegende erste,
dann wird uns die deutsche Architcktur- und Ornament-Entwicklung der bezüglichen
Periode in klarem Bilde vor Augen liegen.
Die Romfahrt Kaiser Heinrich's VII. im Bildercyclus des Codex Balduini
Trevirensis, herausgegeben von der Direction der k. preuß. Staats-
archive. Berlin, Weidmann, 188i. Fol.
Der reichhaltige Text), unter Benutzung des literarischen Nachlasses von L. v. El-
tester, bearbeitet von Dr. Georg Irm er, ist, so verdienstlich er sein mag, für unsern
Standpunkt weniger bedeutungsvoll, insofern er eben das Leben des Erzbischofs Balduin
von Trier und die Heldenfahrt Kaiser Heinrichs nach Italien historisch behandelt. Wir
begrüßen es nur mit Vergnügen, dass es endlich nach langen Anstrengungen gelang, jene
73 Miniaturen auf 37 Tafeln zu publiciren, welche einem der Trierer Urkundenbücher
Balduins vorgehehet sind. Wir haben aus dem Anfange des XIV. Jahrhs. nur wenige
zyklische Darstellungen, welche sich den vorliegenden an Interesse gleichstellen konnten.
Wenn auch von einem unbekannten und nicht sehr bedeutenden Künstler stammend, von
dem nur das eine Ziemlich sicher anzunehmen ist, dass er als Augenzeuge die Romfahrt
cnitmachte, sind diese leicht colorirten Federzeichnungen auf Pergament eine reiche Quelle
der Belehrung für Heraldik, Costümkunde und Culturverhältnisse. Ueberdies sprechen
mehrere Umstände dafür, dass wir hier die Vorzeichnungen für jene Wandgemälde vor
uns haben, mit denen Balduin in seinem Palast: zu Trier das Andenken seines Bruders
ehren wollte, die jedoch leider nicht zur Ausführung gelangten. Die Publicatinn ist nach
jeder Hinsicht eine würdige und prächtige zu nennen; den 37 trefflichen chromolitho-
graphischen Tafeln reihen sich einige reiche Initialen und zwei Lichtdrucktafeln mit dem
Pisaner Grabmal des I-leldenkaisers an.
- Die anlässlich der Enthüllung der Büste Eduard Ritter von Habas' im k. k.
Oesterr. Museum veranlasste Festschrift ist nunmehr in glänzender Ausstattung auch im
Buchhandel erschienen. Der auf feinstem Velinpapier gedruckten Festschrift ist ein vora
züglich elungenes Porträt des hochverdienten Großindustriellen vorangestellt, während
den Schfuss des Heftes eine schon ausgeführte Abbildung der am 14. November v. J.
enthüllten Büste und Gedenktafel bildet. Die Gedcnkschrift selbst hebt in gebührender
Weise rnit warmen Worten die Verdienste des für die Industrie Oesterreichs leider zu
früh geschiedenen Mannes hervor. Die Denkschrift bildet wie die Marmorbüste im Stiegen-
hause des Museumsgebaudes ein würdiges Denkmal, gewidmet: uDem Andenken des
Herrn Eduard Ritter von Haas, geb. am 15. September 1827, gest. am 13. Novbr. 1880,
dem thatkräftigen Forderer heimischer Kunstlndustriem
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_ - Der in vorliegender Nummer im Auszuge zum Abdruck gebrachte Vortrag des
Directors Wilda über lGGWCfbE und Schule- ist, 2 Druckbogen stark, im Verlage der
Winklerkchen Buchhandlung in Brünn erschienen.
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