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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 204)

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den Mauern Meißens hinausfinden musste, ist natürlich, zumal der Neid 
um die einträgliche, ruhmvolle Fabrication das Meißener Personale mit 
einem ganzen Netz von Spionage, Bestechung und Verlockung umspann. 
Den ersten Erfolg auf diesem Schleichwege - nachdem mehrere 
Versuche mit entlaufenen Meißner Arbeitern in Brandenburg und in 
Meißen selbst misslungen waren - erreichte 1716 der kaiserliche Kriegs- 
agent Claudius Innocenz Du-Paquierlin Wien, der aus der Meißner Fabrik 
den Werkmeister Samuel Stenzel gegen das Versprechen von 1000 Thlr. 
Jahresgehalt, freier Wohnung und Equipage vermocht hatte, nach Wien 
zu kommen und hier eine Porzellanfabrik zu errichten. 
Am 27. Mai 1718 erhielt die Fabrik von Kaiser Karl VI. ein Staats- 
privilegium: "das durch ungemeine, heimliche Wissenschaft, Mühe, Sorge, 
Fleiß, Gefahr und Unkosten, ohne dass das Aerarium im Geringsten 
was dazu vorschiesscn durfte, erzeugte, feingemalte, gezierte und 
auf allerhand Art fabricirte Porzellan-Geschirr, Gefäß- und Gezeugu - 
wallein zu erzeugen und zu verkaufenn - also mit ausdrücklicher Be- 
tonung, dass das Unternehmen auf keine Staatsunterstützung zu rech- 
nen habe. 
Du-Paquier bildete ein Consortium, konnte aber schon ein Jahr darauf 
dem Arcanisten Stenzel seine Versprechungen nicht erfüllen, und dieser 
kehrte wieder nach Meißen. zurück, ohne Du-Paquier volle Einsicht in 
seine Vorschriften gewährt zu haben. Du-Paquier musste also nun, wollte 
er sein Ziel doch erreichen, selbst Hand anlegen und durch eine Reihe 
mühevoller Versuche die Lücken seiner Kenntnisse zu füllen suchen. Er 
hatte bald günstige Erfolge, brachte die Fabrik bis auf 20 Arbeiter, zu- 
gleich erwuchs derselben aber auch schon eine solche Schuldenlast, dass 
1744 die ganze Manufactur verkauft werden musste. 
Da ließ die Kaiserin Maria Theresia sie für den Staat übernehmen. 
Du-Paquier wurde Director der kaiserlichen Fabrik, erhielt aber schon im 
selben Jahre einen Nachfolger, den ehemaligen Banco-Buchhaltungs-Rait- 
oflicier Franz Karl Mayerholier von Grünbühel, der an Du-Paquiefs Seite 
das Rechnungswesen der Fabrik geführt hatte. Und obwohl dies gerade 
kein Fachmann gewesen zu sein scheint, nahm die wohlgeordnete und 
gut eingerichtete Fabrik, die ja nur an Geldnoth gelitten hatte, nun einen 
raschen Aufschwung. 
1751 erhielt die Fabrik von der verwitweten Fürstin Liechtenstein 
das Haus summt Garten in der Porzellangasse zum Geschenk, aus welchem 
der nachmalige Complex von Fabriksbaulichkeiten erstand, die die kaiser- 
liche Manufactur später umfasste. Die Fabrik konnte sich nun erweitern, 
baute neue Werkstätten, Magazine, Oefen und sah sich 1761 im Stande, ' 
bei einem Absatze von 50.000 H. sowohl den ersten Gewinn mit 16.000 fl. 
an die Ministerial-Hofbanco-Deputation abzuführen, als auch für fernere 
Erweiterungen und Vergrößerungen einen Fond zurückzulegen.
	        
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