Im Jahre i758 war die Direction an Josef Wolf vun Rosenfeld über-
gegangen, dem 1770 Hofrath Kassler folgte. Die Fabrication stieg fort-
während. 1747 -war die künstlerische Leitung dem Professor an der Aka-
demie der bildenden Künste, Josef Niedermayer, übertragen worden, der
auch für die Heranbildung von Zeichnern und Modelleuren an der Fabrik
Sorge trug.
1770 waren die Einnahmen auf 120.000 H. gestiegen, die Zahl der
Arbeiter betrug 200 Personen, 1780 sogar 320 Köpfe. Aber auch hier
sollten die Stürme nicht ausbleiben. Lange bereitete sich eine Krise vor,
die endlich 1783 zum eclatanten Ausbruche kam.
Man war mit der Vergrößerung zu rasch vorgegangen, ohne das
Verhältniss zwischen Production und Absatz zu berücksichtigen. Man pro-
ducirte zuviel, es häuften sich die Vorräthe. Selbst die in den Provinzen,
zu Prag, Brünn, Ofen, Lemberg errichteten Niederlagen konnten den Ver-
trieb nicht in dem Maße erhöhen, um das Gleichgewicht herzustellen.
Und als nun gar 1779 durch den Krieg gänzliche Geschäftsstockung ein-
getreten war, die Production aber in der bisherigen Stärke fortgeführt
werden musste, wuchs dieses Missverhältniss derart, dass die Fabrik 1783
einen Vorrath theilweise veralteter Waaren im Werthe von 7oo.ooo'fl. in
ihrem Vermögensstande führte. Man hatte zudem diese Waaren in den
Büchern der Fabrik nicht mit ihrem Erzeugungspreise, sondern zu Ver-
kaufspreisen eingestellt, f-ictiven Werthen, die aus den veraltenden Waaren
auf keinen Fall herauszuschlagen waren, so dass der Vermögensstand der
Manufactur in's Maßlose wuchs, während ganz unbedeutender Reingewinn
an die Staatscasse abgeführt werden konnte. Diese Missverhältnisse und
wohl auch schon das Durchgreifen des national-ökonomischen Grundsatzes,
dass der Staat nicht Fabrikant sein solle, bewogen Kaiser Josef 1784, die
Fabrik feilbieten zu lassen. Nicht ein Käufer meldete sich auf das Aus-
gebot von 358.000 H. So wurde denn die Fabrik auf Rechnung der
Bancogefälle weitergeführt, und Hofrath von Sorgenthal die Leitung der-
selben übertragen, mit der ausgedehnten Vollmacht, alle nützlich erschei-
nenden Aenderungen vorzunehmen. Kaiser Josef hatte sich in seinem Mann
nicht getäuscht. Unter SorgenthaPs Direction fällt die Blüthezeit der
Fabrik (1784-1805). v 1
Zunächst wurde eine gesunde Wirthschaft eingeführt, die alten Vor-
räthe verauctionirt, Ordnung geschaffen, der Absatz durch Herabsetzung
der Preise zu vergrößern gesucht, dabei aber der Fabrik der Charakter
einer Musteranstalt gegeben. Nur decorirtes Porzellan verließ dieselbe.
Malern und Bildhauern der Fabrik wurden Stipendien zu Studienreisen
nach Italien bewilligt und für den Nachwuchs der Künstler an der Manu-
factur selbst durch eigene Schulen gesorgt. Der tüchtige Chemiker Leithner
bereicherte die Malerei mit einer Reihe neuer Decorationsmittel. Alle diese
Momente wirkten zusammen, der Fabrik einen ungeahnten Aufschwung
und - wohl auch begünstigt durch die Zeitverhältnisse - thatsächlich